MBSR – wie dir Stressbewältigung durch Achtsamkeit zu einem gesunden Leben verhilft

MBSR – wie dir Stressbewältigung durch Achtsamkeit zu einem gesunden Leben verhilft

„Wenn wir irgendwo hin möchten, oder uns in irgendeine Richtung entwickeln möchten, können wir nur von dort aus starten, wo wir gerade stehen. Wenn wir nicht wirklich wissen, wo wir stehen, kann es sein, dass wir uns nur im Kreis bewegen“. Jon Kabat-Zinn

Vielleicht kommt die folgendes bekannt vor? Du fühlst dich oft müde, bist angespannt, nervös oder gereizt? Du schläfst schlecht, machst dir ständig Gedanken über Dieses und Jenes. Da sind oft Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich zu spüren, du leidest unter Kopfschmerzen, Herzrasen oder Magen-Darm Probleme.

Das heutige moderne Leben verlangt eine Menge von uns. Allzeit bereit, Termindruck, Doppelbelastungen von Familie und Beruf oder die Pflege von Angehörigen, den eigenen Anspruch zu haben allen und allem gerecht zu werden. Es treten kritische Lebensereignisse wie Kündigung, Trennung der Partnerschaft, schwere Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen ein. Sorgen, Nöte und Ängste führen zu einer chronischen Überbelastung, setzten uns unter Druck. Diese Art von chronischem und krankmachendem Stress hat vielfältige Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Eine dauerhafte Aktivierung des Stresssystems ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Angsterkrankungen, Essstörungen, Depressionen und Burn-Out. Das Immunsystem, das Herz-Kreislauf-System sowie der Magen-Darm-Trakt kann ebenso geschädigt werden. Es gibt einem Zusammenhang zwischen dem anhaltendem Stress und den draus folgenden körperlichen und seelischen Beschwerden.

Mit Hilfe eines MBSR Programms kannst du lernen wieder in die Selbstwahrnehmung und die Eigenregulation zu kommen.

Wofür steht MBSR?

MBSR steht für Mindfulness Based Stress Reduktion. Jon Kabat-Zinn entwickelte dieses 8-wöchige Trainingsprogramm in den 70er Jahren an der Universität in Worcester, Massachusetts/USA und bietet praktische und alltagstaugliche Übungen zum Umgang mit Stress, körperlichen und emotionalen Schmerzen sowie schwieriger Kommunikation. Zahlreiche internationale Studien belegen die gesundheitsfördernde, stressreduzierende und Lebensqualität steigernde Wirkung von Achtsamkeit. In diesen 8 Wochen wird die Körperwahrnehmung (Body Scan) geschult, achtsames Yoga und Meditation in Form von Sitzmeditation und Gehmeditation geübt.

Was ist Achtsamkeit?

Eine Methode mit der du mittels der Achtsamkeitspraxis erlernst, ganz im jeweiligen Moment zu sein. Alles was geschieht, ob angenehme, unangenehme oder neutrale Erfahrungen werden ohne Bewertung, Widerstand oder Interpretation betrachtet.

Dabei wird eine Haltung sich selbst gegenüber entwickelt, um eigene Bedürfnisse, Gewohnheitsmuster und Wünsche klar zu erkennen. Dadurch kann der Umgang mit schwierigen Situationen, Gedanken und Gefühlen verändert werden.

Achtsam sein bedeutet, den Ereignissen im Alltag, den eigenen Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen mit einer bewussten, wertschätzenden und offenen Art und Weise zu begegnen. Körper und Geist ruhen dabei in der Gegenwart. Anstelle mit reflexartigen oder gewohnheitsmäßigen Handlungen zu reagieren, werden die Situationen des Lebens mit Wachheit erforscht.

Achtsamkeit ist eine Trainingsmethoden für den Geist. Dabei werden Konzentration, Klarheit und Gelassenheit mehr und mehr entwickelt.

Konzentration ist die Fähigkeit sich auf Etwas auszurichten und zu konzentrieren, was gerade jetzt in diesem Moment von Bedeutung ist.

Klarheit führt dazu, sich selbst bewusst wahr zu nehmen, sich selbst bewusst zu sein. Es bedeutet, die eigenen Handlungen, Gedanken und Gefühle zu beobachten, wahrzunehmen reflektieren zu können ohne sich damit zu identifizieren.

Gelassenheit ist die Fähigkeit die Dinge im Geist kommen und gehen zu lassen, ohne sie zu verdrängen oder daran fest zu halten.

Es geht also gar nicht darum, etwas bestimmtes erreichen zu wollen oder etwas zu verdrängen, sondern die Eigenverantwortung für das eigene Handeln zu übernehmein. So entwickelt sich ein wachsendes Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Stärken. Mehr Freude und Offenheit dem Leben gegenüber entstehen. Mit wachsender Gelassenheit kann den Anforderungen des Alltags entspannter begegnet werden, größere Handlungsspielräume entstehen und es entwickelt sich mehr Freiheit im Geist.

Ein achtsames Leben ist unabhängig von Glauben, Kultur, Alter und Geschlecht. Es ist vielmehr eine bereits vorhandene menschliche Fähigkeit, die durch Übung gestärkt wird.

Erkenntnis durch Achtsamkeit

Das meiste Stress- Erleben findet in unserem eigenen Kopf statt. Moment mal, wirst du vielleicht jetzt denken. Das stimmt so nicht! Da sind mein Chef, meine Arbeit, meine Eltern, meine Kinder, mein Partner, die Schule, das Studium, der Verkehr usw die mich stressen, ich kann doch gar nichts dafür! Ja, richtig, oft fühlst du dich den Situationen ausgeliefert und hast vielleicht gar keine Möglichkeit etwas daran zu ändern. Fühlst dich hin- und hergerissen zwischen richtig und falsch, zwischen angenehmen und unangenehmen Erleben.

Dennoch bist du diejenige Person, die erlebt, bewertet, analysiert, verurteilt, interpretiert. Du bist die, die zweifelt, plant, vergleicht und sich in Gedankenschleifen verliert. Vielleicht erkennst du dich in einigem wieder. Ich tue das auf jeden Fall. Und genau hier setzt MBSR oder Achtsamkeit an. Durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf den jetzigen Moment wirst du lernen, dein Erleben bewusst wahrzunehmen. Welches Körperempfinden, welche Gedanken und Gefühle kann ich genau jetzt in diesem Moment wahrnehmen? Auf diese Art und Weise schaffst du Abstand, betrachtest das Erlebte oder deine Gedanken und Gefühle mit anderen Augen. Du lernst mehr und mehr besser mit stressbelastenden Situationen umzugehen.

Was ist Achtsamkeit oder MBSR nicht

  • Achtsamkeitstraining ist keine Entspannungstechnik, allerdings entstehen während der Übungen oft entspannende Zustände.
  • MBSR ist keine Religion, obwohl die Ursprünge im Buddhismus liegen.
  • Es ist keine Psychotherapie, wird jedoch gerne als Ergänzung zu einer bestehenden Therapie herangezogen.
  • Achtsamkeit dient nicht dazu, sich zurückzuziehen oder eine „dann ist mir alles egal-Haltung“ einzunehmen. Im Gegenteil, Achtsamkeit bedeutet Aufmerksamkeit, Wachheit, Eigenverantwortung und Selbstliebe.
  • Achtsamkeit entwickelt sich nicht von selbst. Es ist wie beim Sport. Wer an einem Marathon teilnehmen möchte, sollte vorher trainieren. Und genau so ist es hier, durch das tägliche Üben trainierst du deinen „Achtsamkeitsmuskel“ für mehr Gelassenheit und Freude in deinem Leben.

Der gegenwärtige Moment

Der gegenwärtige Moment ist Jetzt, weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft. Die Vergangenheit ist bereits geschehen und somit nicht mehr zu verändern. Allerdings können wir aus der Vergangenheit uns bewusst machen, welche Handlungen, Glaubenssätze oder Gedanken zu welchen Ergebnissen führen. Die Zukunft ist noch nicht da, wir wissen nicht was passiert. Nur im jetzigen Moment besteht die Möglichkeit zur Veränderung. Der gegenwärtige Moment ist der einzige Zeitpunkt, den wir wahrnehmen können. Ohne diesen Moment sind wir gefangen im Wechsel von Abneigung und Anhaftung, etwas nicht wollen oder etwas unbedingt zu wollen. So gesehen bekommen wir die vielen positiven Momente des Lebens gar nicht mehr mit und unter Umständen fehlt uns die Möglichkeit und die Information, um für uns gute Entscheidungen zu treffen.

Was sagt die Wissenschaft

Die Vorteile einer Achtsamkeitspraxis sind inzwischen vielfach wissenschaftlich erforscht und bestätigt. Mit Hilfe von modernen bildgebenden Vorfahren wie die Magnetresonanztomografie – MRT – kann ermittelt werden, wie sich das Gehirn während der Achtsamkeitsübungen verändert. An der Universität Gießen konnten Forscher sehen, wie sich das Angstzentrum im Mandelkern im Gehirn verkleinert. Gleichzeitig vergrößert sich der Hippocampus, welcher zuständig für unsere Gedächtnisleistung ist.

Die positive Wirksamkeit von Achtsamkeitsübungen ist nachgewiesen für:

  • die Steigerung und die Regulation von Aufmerksamkeit im Allgemeinen
  • die Wahrnehmung der eigenen Körpersignale. Werden diese erkannt führt dies zu einer Verbesserung des eigenen gesundheitsfördernden Verhalten.
  • die Wahrnehmung von Gedanken, Grübeleien und Ängsten. Auch dies führt zu einem besseren Umgang damit und wirkt präventiv bei u.a. bei Depressionen.
  • die Veränderung im Umgang mit Gefühlen, besonders schwierigen oder unangenehmen.

Für wen ist Achtsamkeit und MBSR geeignet?

Das MBSR Programm unterstütz dich, wenn du

  • nach einer Möglichkeit oder Methode suchst, dem Stress des täglichen Lebens gelassener zu begegnen.
  • dich in einer Lebenskrise befindest
  • nach einer Ergänzung zu einer medizinischen oder psychischen Therapie suchst
  • einen Beitrag zu deiner Gesundheit leisten möchtest und an einer achtsamen Lebensweise interessiert bist
  • innerhalb einer unterstützenden Gruppe eine weltanschaulich neutrale Selbthilfemethode lernen möchtest, welche sich seit vielen Jahren bewährt hat und wissenschaftlich umfangreich erforscht ist

Ziel von Achtsamkeit

  • Den Wahrnehmung des Körpers schulen
  • Die eigenen Automatismen und Gewohnheitsmuster entlarven
  • Stressmuster erkennen und somit verändern können
  • Selbstakzeptanz und Selbstliebe fördern
  • Die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele erkennen und umsetzten
  • Gelassenheit entwickeln

Fühlst du dich angesprochen? Habe ich dein Interesse an MBSR oder Achtsamkeit geweckt? Dann lade ich dich herzlich ein an einem meiner nächsten Achtsamkeitskurse teilzunehmen. In diesen Kursen werden wir gemeinsam in einer kleinen Gruppe die verschieden Methoden der Achtsamkeit kennenlernen und du wirst die Erfahrung machen, wie sich Achtsamkeit auf dein bisheriges Leben positiv auswirkt.

In meinem Artikel über den Achtsamkeitskurs kannst du dir jetzt schonmal einen Überblick verschaffen, wie der Kurs strukturiert ist, was du erlernen wirst und was dich erwartet.

Herzliche Grüße, Birgit

4 Kommentare
  • Pingback:Atembewusstsein 2024: Chance für die Atemtherapie!
    Posted at 09:12h, 31 Dezember Antworten

    […] MBSR – wie dir Stressbewältigung durch Achtsamkeit zu einem gesunden Leben verhilft […]

  • Sylvia Tornau
    Posted at 11:36h, 11 Dezember Antworten

    Liebe Birgit, danke für diese strukturierte und gut nachvollziehbare Erklärung zum Thema. Durch die Prägnanz deines Beitrages fühle ich mich geradezu eingeladen, MBSR auszuprobieren. Mir gefällt auch gut, die Gegenüberstellung, was MBSR leisten kann und was nicht. Herzliche Grüße Sylvia

    • Birgit Buchmayer
      Posted at 22:36h, 11 Dezember Antworten

      Ich danke dir für dieses Feedback und schicke vorweihnachtliche Grüße, Birgit

  • Pingback:KW48/2023: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society
    Posted at 03:24h, 04 Dezember Antworten

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