17 Mrz Namibia mit dem Wohnmobil
4300 km Rundreise mit dem Wohnmobil durch Namibia. Jeden Tag spannende Erlebnisse erleben. Ganz große und ganz kleine Tiere in wilder Natur. Grandiose Landschaften, endlose Weiten und sternenklare Nachthimmel.
Unser Reisebericht nimmt dich mit von der Hautstadt Windhoek nach Norden in den Etosha Park, nach Westen über die Spitzkoppe an die Atlantikküste nach Swakopmund und Lüderitz, tief in den Süden zum Fish River Canyon sowie in die Namib- und Kalahari Wüste.
Es ist unsere erste Reise nach Afrika. Mit dabei sind mein Mann Ingo und unsere besten Freude Susi und Tommy, mit denen wir schon sehr viele gemeinsame Reisen unternommen haben.
Die Idee, eine solche mit einem richtigen Wohnmobil zu machen und nicht wie sonst üblich mit einem 4×4 Jeep plus Dachzelt, entwickelte sich im letzten Jahr. Auf der Campermesse CMT in Stuttgart besuchten wir den Stand von dem Reiseanbieter Seabridge. Mit Seabridge kannst du mit deinem eigenen Wohnmobil oder auch mit einem gemieteten Camper fast alle Länder unserer Welt besuchen. Da wir ja alle noch arbeiten und im Moment keine Langzeitreise möglich ist, entschlossen wir uns, die angebotene Reise nach Namibia zu buchen: 25 Tage mit einem Mietcamper inkl. Reiseleitung.
Seabridge bietet diese Reise im Januar/Februar und im Oktober an. Wir entschieden uns für die Januar/Februar Tour. Also zur Regenzeit im Namibischen Sommer.
Am Frankfurter Flughafen lernen wir dann noch die anderen Reiseteilnehmer kennen. Insgesamt sind wir nun 5 Ehepaare und eine vierköpfige Familie plus Patrick Fuchs, unser Reiseleiter. Eine kleine, feine Gruppe also. Die Tagesetappen der Tour werden mit dem eigenen Camper gefahren, jeder fährt sein Tempo, startet den Tag und macht die Pausen nach seinen Bedürfnissen. Am Abend treffen wir uns dann alle auf den Campgrounds, gehen gemeinsam essen, grillen zusammen oder kochen auch mal jeder für sich. Alles entspannt, kein Muss, sondern ein Kann oder Darf.
Windhoek
Von Frankfurt geht es dann mit einem Nachtflug nach Windhoek. Hier werden wir von Patrick am Flughafen abgeholt. Es geht sofort zu Bobo Campers, 20 km außerhalb von Windhoek, wo wir alle unsere Wohnmobile erhalten. Vom Nachtflug noch etwas übermüdet, geht es zunächst zurück nach Windhoek. Linksverkehr und wilden Traffic meistern wir und stellen die Fahrzeuge im Urban Camp, unserer ersten Übernachtungslokation, ab.
Am Nachmittag geht es dann schon auf die erste Besichtigungstour.
Windhoek ist mit 330.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in Namibia und zählt damit zu den kleineren Hauptstädten. Viel gibt es nicht zu entdecken, und so reicht ein Nachmittag völlig aus. Am alten Bahnhof erfahren wir eine Menge zur Geschichte Namibias. Wir schlendern durch die kleine Innenstadt zur Christuskirche, viele Häuser aus der Kolonialzeit stehen hier noch. Den Abend lassen wir in Joe´s Beerhouse ausklingen und probieren die ersten Wild-Spezialitäten: Springbock, Kudu und Zebra. Gut, dass wir schon vorher wussten, Namibia ist kein Land für Vegetarier oder Veganer. Das Fleisch an diesem Abend war exzellent und auf den Punkt gegrillt.
Waterberg
Gleich am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück Richtung Norden. In Okahandja kaufen wir erst einmal Lebensmittel und Wasser für die nächsten Tage. Die Supermärkte bieten ein großes Sortiment, ähnlich unseren deutschen Einkaufsmöglichkeiten. Die Preise sind nahezu auf unserem Niveau.
Nach 214 km ziemlich gerader und gut ausgebauter Strasse erreichen wir die Otjiwa Safari Lodge, wo wir heute übernachten werden. Fast das gesamte Land ist in Farmen aufgeteilt. Jede Farm ist eingezäunt. Die Größe der Farmen ist für uns kaum vorstellbar, oft sind es bis zu 30.000 ha. Zum Vergleich hat ein durchschnittlicher Bauernhof in Deutschland „nur“ ca. 60 ha. In Namibia werden auf den Farmen Nutztiere wie Rinder und Schafe zur Fleischerzeugung gehalten. Auf jeder Farm leben auch Wildtiere, wie Kudus, Springböcke, Zebras und Widschweine.
Mit Sonnenaufgang mache ich mich mit meiner Kamera auf den Weg und entdecke viele exotische Vögel und zwei Kudus. Es sind Waldantilopen und sie können bis zu 1,40m groß werden. Die beiden Kudus hier sind Männchen mit korkenzieherartig gedrehten Hörnern. Die Tiere sind entspannt und beobachten mich mit ihren großen Augen die ganze Zeit.
Ein Sprung in den Pool, Frühstück, Wasser auffüllen und Toilette entleeren wird zur Routine der Reise. Auf dem Weg zum Waterberg Plateau verlassen wir die ausgebaute Straße und fahren zum ersten Mal Piste, oder wie es hier heißt, Pad. Dazu lassen wir Luft aus unseren Reifen, das sorgt für ein besseres Fahrgefühl. Die meisten Straßen in Namibia sind Pads, eine feste Sandpiste mit Wellblechmuster, Fahrrillen und Schlaglöchern. Hier heißt es aufpassen, langsam fahren und reichlich Abstand zum Vordermann/frau halten, da es gewaltig staubt.
Am Nachmittag machen wir unseren ersten Game Drive. Als Game wird hier alles an Wildtieren bezeichnet. Es geht also mit einem geländegängigen Jeep hoch auf das Waterberg Plateau. Wir sind ja in der Regenzeit unterwegs und kommen prompt in ein Gewitter. Es regnet ordentlich, zum Glück verteilt der Ranger Regencapes. Der Regen wäscht die staubige Luft klar und die Natur bedankt sich mit einem intensiven Farbspiel.
Auf der Hochebene befinden sich zwei künstliche Wasserlöcher und so hoffen wir natürlich auf die ersten Tierbeobachtungen. Tatsächlich haben wir Glück, am ersten Wasserloch steht eine einzelne Giraffe, was für ein schönes, großes und elegantes Tier. Beim Rückweg entdecken wir am Straßenrand noch eine Herde Impala Antilopen. Die untergehende Sonne taucht die Waterberge in ein orangefarbenes Licht und ganz zufrieden beenden wir den Tag.
Etosha
Über Tsumeb erreichen wir das östliche Gate des Etosha Parks, ein 22.935 km2 großer Nationalpark im Norden von Namibia. Das entspricht ungefähr der Größe von Hessen. In der Mitte befindet sich eine Salzpfanne, die bis auf wenige Jahre meistens trocken liegt und die für die Namensgebung verantwortlich war. Etosha heißt übersetzt „großer weißer Platz“.
Wir werden drei Tage im Park bleiben und in Namutomi, Halali und Okaukuejo übernachten. Schon auf den ersten Kilometern nach der Einfahrt in den Park entdecken wir die ersten Elefanten und Giraffen. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Auch hier hat es vor ein paar Tagen geregnet, alles ist grün und blüht. Auf einer gelbblühenden Blümchenwiese steht eine Herde Zebras mit Jungtieren. Am Wasserloch sonnen sich Flamingos, Geier und Marabus. Wir sehen Oryx Antilopen, Gnus, Strauße und jede Menge Zebras und Giraffen.
Wir hatten keinerlei Erwartungen und wurden reichlich beschenkt.
Am nächsten Tag stehen wir schon um 4.30h auf. Noch vor Sonnenaufgang geht es auf einen geführten Game Drive. Mit einer Rotlichtlampe sucht die Rangerin das Gelände nach Tieren ab und wir schnell fündig. Eine Löwin kreuzt die Strasse und setzt ihren Weg unbeeindruckt fort. Kurz nach Sonnenaufgang entdecken wir in der Ferne ein Spitzmaulnashorn zwischen den Büschen. Auf der Landebahn des Etosha Parks genießt eine Gepard die morgendliche Wärme der Sonne. Wir sind begeistert!
Auf dem Weg nach Halali treffen wir auf Gnu-Herden, Greifvögel und Kuhantilopen. In der Mittagszeit flirrt die Hitze über der Salzpfanne und suggeriert einen riesigen See. Kurz vor dem nächsten Camp erreicht uns die Nachricht von einer Löwenherde an einem Wasserloch. Also nichts wie hin. Unter ein paar Bäumen liegen, keine 15 Meter von uns entfernt, mehrere Löwinnen mit ihren Jungtieren. Ein paar Zebras am Rand des Wasserlochs trauen sich nicht zu trinken und ziehen weiter. Es fällt uns schwer, wieder loszufahren, doch müssen wir spätestens zum Sonnenuntergang wieder im Camp sein und fahren zufrieden nach diesen tollen Bildern weiter.
Das Halali Camp hat ein eigenes, sehr schönes Wasserloch, welche nachts beleuchtet wird. Mit Einbruch der Dunkelheit tauchen ein paar Impalas auf und trinken am Wasserloch, danach kommen einige Zebras und schließlich noch ein Nashorn vorbei.
Wir beschließen, am nächsten Tag pünktlich zum Sonnenaufgang das Camp zu verlassen und zum Frühstück zum nächsten Wasserloch zu fahren. Wieder einmal können wir nur staunen. Die Tiere scheinen ihre eigene Reihenfolge zu haben, wann sie am Wasser erscheinen. Da sind erst einmal jede Menge Springböcke mit Jungtieren unterwegs. Die Männchen messen ihre Kräfte. Dann ziehen etliche Zebras und einige Gnus vorbei. Eine große Gruppe Adminstörche landet am Wasser, trinkt sich satt und fliegt wieder davon. Es ist ein stetiges Kommen und Gehen.
Wir beobachten einen Schwarzmilan, er sitzt ganz oben auf einem Baum. Aus den Nichts startet ein gelber Webervogel einen Angriff auf den Schwarzmilan, um sein Nest und seine Jungen zu schützen. Eine Gabelracke zeigt uns ihr buntes Gefieder.
Wie fahren weiter zu unserem letzten Stopp im Etosha Park, nach Okaukuejo. Dann erreicht uns die Nachricht, dass sich noch eine Elefantenherde an einem Wasserloch in der Nähe befindet. Also nichts wie hin. Tatsächlich treffen wir auf etwa 20 Tiere, Groß und Klein tummeln sich im und am Wasser. Einige Impalas , Kudus, und Zebras sind auch dort. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts eine Hyäne auf und läuft einmal um das gesamte Wasserloch herum, um dann wieder im Buschland zu verschwinden. Bis auf die Elefanten sind somit alle anderen Tiere sehr schnell verschwunden, trauen sich dann aber nach und nach wieder aus ihrer Deckung hervor, nachdem von der Hyäne nichts mehr zu sehen ist. Die Elefanten bleiben von all dem völlig unbeeindruckt. Irgendwann machen sich auch die Elefanten wieder auf den Weg, im Gänsemarsch trotten sie davon.
Wir haben gar nicht bemerkt, dass sich das Wetter verschlechtert hat. Der Himmel ist voller dunkler Wolken, es blitzt und donnert und ein kräftiger Wind bläst Sand durch die offenen Fenster ins Auto. „Bitte schließe doch die Fenster“ sage ich zu meinem Mann. Er dreht den Zündschlüssel herum und nichts passiert. Gar nichts! Das Auto gibt keinen Mucks mehr von sich. Dann fängt es auch noch stark zu regnen an und der Wind treibt den Regen waagerecht durch das linke Seitenfenster in den Camper. Mit einer großen Plastiktüte, zwei Handtüchern, etwas Leukotape und einem Besen versuchen wir das Schlimmste zu verhindern. Zum Glück sind unsere Freunde auch noch hier. Da wir bei dem Gewittersturm gerade auch kein Mobilnetz zur Verfügung haben, müssen Susi und Tommy Hilfe im nächsten Camp oder von unterwegs aus organisieren. Wir sind somit erst einmal in unserem Wohnmobil mit den offenen Fenstern gefangen, denn Aussteigen ist strengstens verboten. Wir fühlen uns doch etwas unwohl, da wir jederzeit mit wilden Tieren rechnen müssen und uns nun nicht mehr hinter verschlossenen Scheiben in Sicherheit wiegen können.
Nach ca. 45 min kommt dann endlich die ersehnte Hilfe. Reiseleiter Patrick und Mechaniker Jacko stellen fest, dass sich eine Batterieklemme gelöst hatte, wodurch wir stromlos waren. Es folgt eine schnelle Reparatur, der Wagen springt an und es geht endlich ins Okaukuejo Camp. Der Regen hat riesige Wasserpfützen auf der Straße entstehen lassen, es spritz meterhoch beim Durchfahren nach Rechts und Links.
Ein großer einzelner Elefantenbulle steht plötzlich neben unserer Straße. Wir warten einen Moment ab und entschließen uns, sehr langsam, sehr weit links an ihm vorbei zu fahren. Der Elefant bleibt zum Glück entspannt.
Ein unglaublich ereignisreicher und spannender Tag verabschiedet sich mit einem wunderbaren Sonnenuntergang. Unsere Zeit im Etosha Park ist damit nun leider schon zu Ende. Trotz der Regenzeit hatten wir unzählige Tiersichtungen. Von den Big Five kann man im Etosha vier sehen, für die Büffel ist es hier zu trocken, sie sind erst Richtung Okawangodelta anzutreffen. Leoparden konnten wir auch nicht sehen, dafür jede Menge Elefanten, Löwen und Nashörner.
Geparden
Nächster Halt unserer Reise ist der Besuch einer Gepardenfarm. Hier werden zwei Geparden als Haustiere gehalten und wir sind eingeladen, bei der Fütterung dabei zu sein. Ob das die richtige Haltungsform für diese wirklich wunderschönen Tiere sind, mag ich nicht beurteilen. Vielleicht wären die Tiere sonst gestorben oder hätten getötet werden müssen.
Himba Frauen und San Buschmänner
In Namibia leben unterschiedliche ethnische Gruppen, die in einer Art Living Museum besucht werden können. Ich habe einen Artikel über die Himba hier verlinkt. Wir besuchen einen Nachbau eines Himba Dorfes. Die Frauen dort zeigen uns etwas von ihrer Lebensweise abseits der modernen Welt ohne Strom und fließendem Wasser. Vielleicht bin ich zu kritisch, beobachte ich doch, dass die Frauen keinen glücklichen Eindruck auf mich machten. Besonders wichtig war ihnen der Verkauf ihrer handgemachten Produkte: kleine Schalen und geschnitzte Tiere aus Holz sowie „traditioneller Schmuck“ (aus Plastik). Die Frauen sind sehr aufdringlich, die Preise ganz schön hoch und wir handeln ordentlich . Zum Schluss wird noch getanzt und dann geht es auch schon weiter. Ob sich dieses zur Schau stellen ihnen wirklich Freude bereitet, wagte nicht nur ich zu bezweifeln, ging es doch eher ums Verkaufen und Geld verdienen.
Ganz anders ist der Besuch bei den San Buschmännern. Auch hier habe ich einen Bericht über die San verlinkt. Mit zwei San Buschmännern und zwei Kindern gehen wir zusammen eine zweistündige Wanderung. Dabei wandern wir über Grasland, durch Buschland und über Felsen, auf und ab. Zwischendurch erklären sie sehr anschaulich, wie sie mit Pfeil und Bogen jagen und nur mit zwei Hölzern ein Feuer anfachen. Historische Wandmalereien ihrer Vorfahren entdecken wir ebenfalls. Einer der Beiden spricht Khoisan, eine Sprache, die Klicklaute enthält. Der Andere übersetzt alles ins Englische. Alle Frage werden beantwortet. Ihre freundliche, zurückhaltende und sanfte Art hat mir persönlich sehr gefallen. Natürlich wollen auch sie etwas verkaufen. Hier sind alle Waren mit fairen Preisen und Namensschildchen des Herstellers oder der Herstellerin ausgezeichnet. Beim Kauf wird der entsprechende Name und das eingenommene Geld notiert und zugewiesen. Eine faire Sache, wie ich finde.
Spitzkoppe
Nach dem Besuch der San Buschmänner besuchen wir das Gebiet der Spitzkoppe, das Matterhorn Namibias, einem Inselberg in der Namib Wüste. Einst war hier ein Vulkan, dessen Magma jedoch nicht an die Oberfläche kam. Das Magma erstarrte, Wind und Wetter formten die Landschaft und übrig blieben die Berge der großen und kleinen Spitzkoppe. Rund geschliffene, aufeinander getürmte Granitfelsen und ein Felsenbogen.
Swakopmund
Von der Spitzkoppe fahren wir nur noch bergab, bis wir in Swakopmund den Atlantik erreichen. Lagen die Temperaturen im Landesinneren schon gut über 30°, sind es an der Küste angenehme 23°, abends braucht es sogar ein Jäckchen.
Swakopmund gleicht einem Ostseebad. Es ist die „deutscheste“ Stadt in Namibia. Es wird fast überall deutsch gesprochen, viele Häuser stammen noch aus der Kolonialzeit, die Straßennamen sind Deutsch und eine Seebrücke gibt es auch.
Kaum in Swakopmund angekommen, geht es auf einen zweieinhalb stündigen Rundflug über die Namib Wüste. Von oben sehen wir tief eingeschnittene Canyons. Unterirdische Flüsse versorgen Bäume mit Wasser, die sich wie gewundene Bänder durch die Wüste schlängeln. Wir fliegen über die roten Dünen der Namib, an der Küste entdecken wir Schiffswracks, Robbenkolonien und farbige Salzlagunen.
Der nächste Tag startet schon sehr früh am Morgen mit einer weitern geführten Tour. Kevin, unser Ranger, fährt uns mit dem Jeep in die Namib hinein auf der Suche nach den „Little Big Five“, also nach den kleinen Tieren hier in der Namib Wüste. Die Living Dessert Tour ist neben dem Etosha Park ein absoluter Höhepunkt der bisherigen Reise. Und wieder einmal ist das Glück auf unserer Seite. Die Spuren im Sand führen uns zu einer Blindschleiche, einer Sidewindsnake (Zwerpuffotter der Namib), einem Namibgecko, einer Düneneidechse und zu zwei Namaqua-Chamäleons. Nur eine weiße Spinne bleibt im Verborgenen. Alle diese Tiere sind hier endemisch und deshalb besonders schützenswert. Willst du mehr über die Living Desert Tour erfahren, dann geht es hier zu dem Artikel.
Am Nachmittag ist Spaß für die harten Mädels und Jungs angesagt. Mit 4×4 Jeeps geht es auf die Sandwaves Tour, dort, wo die Dünen der Namib den Atlantik treffen. Da mir schon im Flugzeug schlecht wurde, habe ich mich hier dann mal besser ausgeklinkt. Vorbei an den Salinen bei Walvis Bay geht es auf Sandpisten immer der Wasserlinie entlang. Dann werden Dünen hoch und runter gefahren. Um die Natur nicht unnötig zu stören, gibt es nur fest vorgegebene Routen. Dennoch sieht alles unberührt aus, denn der Atlantiksturm verweht schnell die Spuren des Vorgängers. Wusstest du, dass die steile Seite der Düne immer 35° hat? Und da sind wir natürlich auch Direttissima runter gefahren. Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt, denn bei Bier, Sekt, Gin, Wraps und Fingerfood sollte keiner verdursten oder verhungern. Die Ausblicke von den Dünen ins Meer waren fantastisch.
Sossusvlei
Das nächste Highlight steht an. Von Swakpomund fahren wir quer durch die Wüste nach Solitaire und weiter nach Sossusvlei, mitten in die Namib mit ihren roten Dünen hinein. Am folgenden Tag stehen wir sehr früh auf, wollen wir doch zum Sonnenaufgang auf der Düne 45 stehen. Diese Düne ist 45 km vom Camp entfernt, daher der pragmatische Name. Ein weiteres Ziel ist heute das Deadvlei. Da wir kein 4×4 Auto haben und der letzte Abschnitt der Strecke eine Sandpiste ist, werden wir die letzten Kilometer hierhin mit geländegängigen Fahrzeugen gefahren. Das Deadvlei ist bekannt für seine versteinerten Bäume, hier hat es in den letzten 500 Jahren keinen Tropfen mehr geregnet. Es ist eine unwirkliche, bizarre Landschaft mitten zwischen den Dünen.
Bei der Little Dessert Tour haben wir viel gelernt und unsere Sinne für Tierspuren geschärft. So entdecken wir auch hier in der trockenen Umgebung einen Nebelkäfer und einen „Bulldozer“. Der Nebeltrinker-Käfer stellt sich auf den Kamm der hohen Sanddünen. Durch Feuchtigkeit in der Luft oder Nebel am Morgen, kondensieren winzige Tröpfchen Wasser auf dem Rücken des Käfers. Diese laufen über kleinste Rillen an seinem Panzer entlang direkt in seinen Mund.
Der „Bulldozer“ ist ein Mistkäfer. Er schaufelt sich eine Höhle in den Sand, in dem er den Sand aus dem Loch nach außen schiebt. In die Höhle wird dann eine Dungpille und ein Ei abgelegt und anschließend wieder verschlossen. So kann die Larve gefüttert werden. Perfekte Anpassung an eine lebensfeindliche Umgebung.
Lüderitz und Kolmanskopppe
Die Hafenstadt Lüderitz liegt wie Swakopmund an der Küste zwischen Atlantik und Namib. Die Stadt ist ein Relikt aus der Kolonialzeit, viele Häuser aus dieser Jugendstilzeit sind noch gut erhalten. Hier brach um 1900 das Diamantenfieber auf. Namibia hat seinen Diamantenreichtum eigentlich Südafrika zu verdanken. Der Oranje-Fluss am Grenzgebiet zwischen Namibia uns Südafrika spült zusammen mit Sedimenten Diamanten in den Atlantik. Hier werden die Diamanten durch den Benguela Strom nach Norden transportiert und an der Küste wieder abgelagert. In der Nähe von Lüderitz wurde 1908 der erste Diamant von einem afrikanischem Arbeiter, Zacharias Lewala, gefunden. Der musste seinen Fund an seinen deutschen Vorgesetzten August Strauch abgeben. Lewala ging leer aus, Strauch wurde Millionär. Von Lüderitz bis zum Oranje entstand ein riesiges Sperrgebiet, auch heute werden dort immer noch Diamanten gesucht und gefunden.
Da eine Eisenbahnlinie im Norden des Sperrgebiets nach Lüderitz gebaut wurde, entstand hier Kolmannskuppe, eine Kleinstadt mit allen Annehmlichkeiten, die man sich nur vorstellen kann. Kegelbahn, Turnhalle, Krankenhaus, moderne Elektrik, Eis zur Kühlung der Lebensmittel und vieles mehr. Heute ist hier nur noch eine Geisterstadt zu besichtigen. Der Wind treibt den Sand der Namib in die Häuser und schafft eine surreale Atmosphäre. Diamanten haben wir leider keine gefunden 💎.
Fish River Canyon
Im Süden von Namibia entstand vor Jahrmillionen, als die Erde noch ein Superkontinent war, der Fish River Canyon. Er ist, mit einer Länge von 160km, einer Tiefe bis zu 550m und einer Breite von bis zu 27 km, nach dem Grand Canyon in den USA der zweitgrößte Canyon der Welt. Im Sommer kann es tief unten im Canyon bis zu 50°C werden.
Köcherbaumwald bei Ketmanshoop
Die Köcherbäume stehen einzeln im südlichen Namibia verteilt. Hier bei Ketmanshoop ist ein kleiner Wald entstanden. Es sind keine Bäume im eigentlichen Sinn, sonder Aloen. Sie werden bis zu 5 m hoch, manche von ihnen sind schon über 200 Jahre alt. Der Name Köcherbaum stammt von den San Buschmännern, die sich aus den Ästen ihre Pfeilköcher machten. Hier tummeln sich auch die Klippschliefer, eine Art Murmeltier.
Bagatelle Lodge
Unser letztes Etappenziel ist die Bagatelle Kalahari Game Ranch, bevor es nach Windhoek zurückgeht. Hier verbringen wir die letzten Tage unsere Reise und hängen ein bisschen am Pool ab. Am frühen Morgen geht es ein letztes Mal auf Pirschfahrt. Auf der Ranch leben ein Breitmaulnashornpaar, Bruno und Claire. Da sie auf der Ranch nicht genug zum Essen finden, werden sie jeden Tag mit einem Heuballen gefüttert, so erzählt man uns jedenfalls. Schon bald entdecken wir ihre Spuren und dann auch die Nashörner. Sie kommen so nah an das Auto des Rangers heran, dass in der Türe eine Kerbe durch das Horn des Nashorns entsteht. Beide stürzen sich auf das Heu und wirken ganz entspannt und zufrieden.
Und dann ist unsere Reise auch schon wieder vorbei. Es geht zurück nach Windhoek. Die Wohnmobile werden zurückgegeben, unsere Sachen in die Reisetaschen verstaut. Bei einem gemeinsamen Abendessen heißt es Abschied nehmen von unseren Reisebegleitern und von diesem Land.
Fazit
- 4300 km Rundreise auf zum Teil sehr wilden „Straßen“.
- Eine großartige Natur, viele Tiere in freier Wildbahn und wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaften.
- Jeden Tag ein neues Highlight, an vielen Orten hätte ich gerne länger verweilt.
- Auch oder gerade zur Regenzeit lohnt sich eine Reise nach Namibia.
- Nur eine Autopanne und ein geplatzter Reifen während der gesamten Zeit.
- Es gab Camps bei Luxuslodges und einfache in den Nationalparks.
- Wir erlebten ein sauberes Land, vor allem waren die Sanitäranlagen überall tipptopp.
- Wir begegneten freundlichen und hilfsbereiten Menschen.
- Ich hätte mir mehr Kontakt zur afrikanischen Bevölkerung gewünscht.
- Supermärkte mit allem, was der Gaumen begehrt, sind ausreichend vorhanden.
„Nur im Vorwärtsgehen gelangt man ans Ende der Reise“.- heißt es in einem Sprichwort der Ovambo in Namibia. Namibia ist definitiv eine Reise wert. Man sagt, wer einmal hier gewesen ist, wird wieder kommen. Das werden wir sicherlich.
Pingback:Blogparade. Wir verlängern den Urlaub: Zeige dein Urlaubs- oder Reisetagebuch! - Biografissima - Keine ist wie du
Posted at 20:16h, 13 September[…] […]
Sylvia Tornau
Posted at 20:14h, 23 MärzLiebe Birgit, ich bin überwältigt von den Fotos und deinem Bericht. Bei der Dünenfahrt wäre ich vermutlich ausgestiegen und das geöffnete Fenster am Wasserloch hätte mich sehr geängstigt. Beeindruckend sind alle Tierfotos, aber auch die versteinerten Bäume, eure Begegnungen mit den Menschen, die versandeten Häuser, die Köcherbäume – einfach wow. Ich freue mich sehr auf weitere Artikel und werde mir diesen sicher nicht nur einmal ansehen und lesen. Liebe Grüße Sylvia
Claudia
Posted at 06:48h, 21 MärzTolle Fotos! Wunderschön. Am eindrücklichsten finde ich die Tierfotos. – Ihr habt so viel gesehen und erlebt. ✨
Den Bericht habe ich nur quergelesen. Freue mich auf die ganze Story, wenn mehr Zeit ist.
Diane
Posted at 10:26h, 20 MärzWOW! Wirklich tolle Fotos und nicht nur von den Big Five. So einen Gepard würde ich auch gerne streicheln. Toller und spannender Bericht. Vielen Dank für die Einblicke.
Herzliche Grüße, Diane
Elke Stamm | Freude Zeit e
Posted at 09:22h, 20 MärzWow, was für tolle Fotos!! 😍 Und ein schöner Bericht! Was für eine Kamera hattest Du dabei? Und wie viel Tele? Und hast Du die tollen Sternenfotos mit dem Stativ gemacht? Wie lange muss man da belichten? – Toll, toll, toll! Danke fürs Mitnehmen auf Deine schöne Reise! 🤗
Birgit Buchmayer
Posted at 16:37h, 20 MärzLiebe Elke,
vielen Dank.
Ich fotografiere mit einer Fuji XT4. Als Tele benutze ich das Fujinim 70 – 300 mm und einen Konverter mit 1,4 fachen Verlängerung. Die Nachtaufnahmen mache ich alle mit einem Stativ. Dazu benutze ich mein 16mm Objektiv, das hat mit Blende 1,4 eine wunderbar große Öffnung. Meine Einstellung sind meist: Blende 1,4, Fokus manuell und unendlich, ISO 2000, Belichtungszeit ca. 23-26 Sekunden (Bulb Einstellung). Dazu nehme ich natürlich einen Fernauslöser. Manchmal benutze ich noch die App „Star Walk 2“. Da kann man genau sehen von wo nach wo die Milchstraße verläuft, welche Sterne und Planeten gerade am Himmel zu sehen sind.
Ich hoffe, ich konnte dir mit den Angaben helfen und wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg beim Fotografieren.
Liebe Grüße, Birgit
Ingo Buchmayer
Posted at 09:02h, 19 MärzEine phantastische Reise, die zum Wiederholen einlädt…und ein toller Reisebericht. Schön, dass wir die Reise gemeinsam mit Freunden machen konnten.
Julia Pracht
Posted at 20:26h, 18 MärzLiebe Birgit,
was für tolle Fotos! Namibia ist ein faszinierendes Land; es freut mich sehr, dass Ihr so viele Tiere und Landschaften gesehen habt!
Viele Grüße, Julia
Pingback:KW11/2024: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society
Posted at 03:23h, 18 März[…] Namibia mit dem Wohnmobil […]
Marianna Sajaz
Posted at 15:50h, 17 MärzLiebe Birgit,
vielen Dank für diesen großartigen Bericht und das Mitnehmen nach Namibia. Ich war noch nie in Afrika und wusste kaum etwas über dieses Land. Die Bilder sind fantastisch, besonders die Löwendame, die Köcherbäume im Abendlicht und der Sternenhimmel. Du schreibst so schön und spannend, dass ich noch gerne weitergelesen hätte. Auf jeden Fall werde ich in die weiterführenden Artikel hereinschauen.