Virginia Satir

Virginia Satir

Virginia Satir wurde im Juli 1916 in Wisconsin/USA geboren und starb mit 72 Jahren in Kalifornien. Sie war Psychotherapeutin und eine der bedeutendsten Familientherapeutinnen. Oft wird sie als Mutter der Familentherapie bezeichnet. Sie schrieb sehr viel Bücher über Kommunikation, Selbstwert und Familientherapie. Sie war sicherlich als Frau der damaligen Zeit voraus.

Die Situation in ihrem Elternhaus war nicht immer einfach. Die Eltern stritten oft, wenn auch nicht vor den Kindern. Schon im Alter von 5 Jahren war sie die „Familien Detektivin“, was sicherlich der Grundstein für ihre spätere Arbeit gewesen ist.

Virgina Satirs Anliegen war es, den Menschen ihre eigenen Möglichkeiten zu zeigen um ihr Potential zu erwecken, um Wachstum und Frieden zu fördern.

„Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt“ – Virgia Satir

Ihre Grundhaltung drückte sie in den „Fünf Freiheiten“ aus, zu denen sie ihren Patienten verhelfen wollte:

Die menschlichen Freiheiten von Virginia Satir


Die Freiheit zu sehen und zu hören was im Moment wirklich da ist, anstatt was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.

Die Freiheit das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke, und nicht das, was von mir erwartet wird.

Die Freiheit zu meinen Gefühlen zu stehen, und nicht etwas anderes vorzutäuschen.

Die Freiheit um das zu bitten, was ich brauche, anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.

Die Freiheit in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen.

Meine Gedanken zu den Freiheiten:

Unser Gedanken pendeln oft zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her. Vielleicht hast du dich auch schon dabei ertappt, wie deine Gedanken in der Vergangenheit feststecken. Hätte ich damals nur anders entschieden, dann…. was wäre gewesen, wenn… warum habe ich nichts gesagt…. und so weiter und so fort. Immer wieder tauchen die gleichen oder ähnliche Gedanken auf, lassen dich hadern, zweifeln und Entscheidungen in Frage stellen. Wahrscheinlich gab es einen Grund für deine Entscheidung gehabt oder dir standen keine Wahlmöglichkeiten zur Verfügung.

Ähnlich ist es mit den Gedanken um unsere Zukunft. Ich weiß genau was passiert, wenn…. oder es gibt Überlegungen, wenn ich diese oder jenes tun wirst, dann… usw. Auch hier kannst du dich darin verlieren. Natürlich ist es sinnvoll zu planen und Termine zu machen, das erleichtert das gesellschaftliche Zusammenleben. Dennoch ist die Vergangenheit geschehen und nicht mehr zu ändern und die Zukunft hat noch nicht begonnen.

Doch wie lange ist nun ein solcher Augenblick. Darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Für mich dauert ein Moment genau so lange, wie ich keinen Gedanken habe. Und das ist ganz schön kurz. Es geht also vielmehr um die Aufmerksamkeit, die ich dem Moment oder dem Augenblick schenke. Werde ich mir bewusst, dass ich mich gedanklich in der Vergangenheit oder Zukunft befinde, dann kann ich das im jetzigen Moment erkennen, beenden und eine neue Entscheidung treffen.

Die nächsten beiden Freiheiten verlangen nach absoluter Ehrlichkeit sich selbst und Anderen gegenüber. Erwartungen sind persönliche Überzeugungen. Ich kann Erwartungen an mich selbst oder an Andere stellen. Ich kann auch erleben, dass Andere Erwartungen an mich haben. Dabei geht es um zukünftige Ereignisse, die eintreten könnten – oder auch nicht. Werden Erwartungen erfüllt, ist meist alles im Lot. Bei Nichterfüllung kommt es zu Enttäuschungen, meist eine schmerzhafte Erfahrung.

Freiheit kann sein, den Moment zu spüren und wahrzunehmen was ist. Welcher Gedanke, welches Gefühl ist ist genau jetzt vorhanden. Und dann entscheiden was brauche ich oder nicht. Meine persönlichen Bedürfnisse richten sich als Bitte an mich oder mein Gegenüber. Ich darf aussprechen, was ich benötige. Es bedarf keiner Erlaubnis, es gibt auch kein Warten auf den vielleicht „richtigen“ Zeitpunkt.

Die letzte Freiheit zielt für mich darauf ab, die eigene Komfortzone zu verlassen. Mal etwas Neues, Anderes, Ungewohntes auszuprobieren und damit andere Erfahrungen zu machen. Freiheit, die eigene Verantwortung zu haben und zu genießen.

Selbstachtung von Virginia Satir

Ich bin ich

Auf der ganzen Welt gibt es niemanden wie mich.
Es gibt Menschen, die mir in vielem gleichen,
aber niemand gleicht mir aufs Haar.
Deshalb ist alles, was von mir kommt, mein Eigenes,
weil ich mich dazu entschlossen habe.

Alles, was mit mir zu tun hat, gehört zu mir.

Mein Körper, mit allem was er tut,
mein Kopf, mit allen Gedanken und Ideen,
meine Augen, mit allen Bildern, die sie erblicken,
meine Gefühle, gleich welcher Art –
Ärger, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung, Begeisterung.
Mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen,
höflich, lieb oder schroff, richtig oder falsch.
Meine Stimme, laut oder leise,
und alles, was ich mir selbst oder anderen tue.

Mir gehören meine Phantasien,

meine Träume, meine Hoffnungen, meine Befürchtungen,
mir gehören all meine Siege und Erfolge
und all meine Niederlagen und Fehler.
Weil ich mir ganz gehöre, kann ich mich näher mit mir vertraut machen.
Dadurch kann ich mich lieben
und alles, was zu mir gehört, freundlich betrachten.
Damit ist es mir möglich, mich voll zu entfalten.

Ich weiß, dass es einiges an mir gibt,

das mich verwirrt, und manches, das ich noch gar nicht kenne.
Aber solange ich freundlich und liebevoll mit mir umgehe,
kann ich mutig und hoffnungsvoll
nach Lösungen für Unklarheiten schauen
und Wege suchen, mehr über mich selbst zu erfahren.
Wie auch immer ich aussehe und mich anhöre,
was ich sage und tue, was ich denke und fühle, immer bin ich es.
Es hat seine Berechtigung, weil es ein Ausdruck dessen ist,
wie es mir im Moment gerade geht.

Wenn ich später zurückschaue,

wie ich ausgesehen und mich angehört habe,
was ich gesagt und getan habe, wie ich gedacht und gefühlt habe,
kann es sein, dass sich einiges davon als unpassend herausstellt.
Ich kann das, was unpassend ist, ablegen
und das, was sich als passend erwiesen hat, beibehalten
und etwas Neues erfinden für das, was ich abgelegt habe.

Ich kann sehen, hören, fühlen, denken, sprechen und handeln.

Ich besitze die Werkzeuge, die ich zum Überleben
brauche, mit denen ich Nähe zu anderen herstellen
und mich schöpferisch ausdrücken kann,
und die mir helfen, einen Sinn und eine Ordnung
in der Welt der Menschen und der Dinge
um mich herum zu finden.

Ich gehöre mir und deshalb kann ich aus mir etwas machen.
Ich bin ich und so, wie ich bin, bin ich ganz in Ordnung.

Sowohl die Gedanken zur Freiheit wie auch der Text über Selbstachtung inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Wie würde eine Welt aussehen, in der die Menschen danach streben und leben würden? Um wie viel gesünder und friedvoller wäre dann unsere gemeinsame Welt?

Dieser Artikel ist entstanden auf Anregung von Carolin Weise und ihrer Blogparade „Starke Frauen“ entstanden. Für mich gehört Virginia Satir definitiv dazu.

Herzliche Grüße, Birgit

2 Kommentare
  • Sylvia Tornau
    Posted at 21:53h, 11 November Antworten

    Liebe Birgit, wie schön, diesen Beitrag über Virginia Satir hier bei dir zu finden. Das ist ein wenig wie nach Hause kommen, denn auch wenn sie 2003 schon 25 tot war, habe ich mich in meiner Therapieausbildung sehr viel mit ihr beschäftigt und auseinandergesetzt. Gesehen habe ich sie in einigen Lehrvideos und ich war sehr berührt von der alten Dame, die sie auch in den Videos schon war. Die 5 Freiheiten sind auch für mich Wegbegleiter und hängen über meinem Schreibtisch. Danke für das Gedicht – das kannte ich noch nicht! Herzliche Grüße Sylvia

  • Carolin Weise
    Posted at 19:42h, 11 November Antworten

    Liebe Birgit,
    schön, dass du mit diesem Artikel über Virginia Satyr Teil meiner Blogparade bist!

    Bisher kannte ich Virginia Satyr nur dem Namen nach, d.h. ich weiß natürlich um ihre wichtige Rolle für die systemische Therapie, aber ich habe mich noch nicht eingehender mit ihr befasst. Daher kommt dein Artikel wie gerufen.

    Die fünf Freiheiten sprechen mich sehr an, ich versuche genau danach zu handeln und zu leben.

    Herzlichen Dank für diesen Impuls und liebe Grüße
    Carolin

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