Mit dem Rad über die Alpen auf dem Alpe Adria Radweg, ein Reisebericht

Mit dem Rad über die Alpen auf dem Alpe Adria Radweg, ein Reisebericht

Einmal mit dem Rad über die Alpen ist sicherlich für viele ein Traum. Wir haben uns diesen Traum verwirklicht. Wir, das sind vier Freunde und wir vier haben schon so manches Abenteuer gemeinsam erlebt. Meine Freundin Susi hat sich von der WDR Sendung „Wunderschön“ inspirieren lassen. Ich wollte immer schon mal über die Alpen, entweder zu Fuß oder mit dem Rad. Unsere Männer Ingo und Thomi waren von dem Projekt auch sofort begeistert und so haben wir schon im Oktober letzten Jahres mit der Planung begonnen.

Unser Vorhaben: wir fahren mit E-Bikes auf dem Alpe Adria Radweg von Salzburg nach Grado. Dafür brauchen wir 8 – 9 Tage bei ca 50 km pro Tag, plus kleinere Abstecher. Wichtig war uns genügend Zeit für all´die wunderbaren Dinge rechts und links des Weges zu haben. Zugfahrkarten zur Anreise von und nach Salzburg buchen wir rechtzeitig, da die Deutsche Bahn nur eine begrenze Anzahl von Fahrradplätzen anbietet. Alle Unterkünfte haben wir vorgebucht, so erreichen wir auf alle Fälle jeden Tag ein neues Ziel. Am Ende der Tour wollen wir noch ein paar Tage in Grado verweilen, ein Sammel-Radbus fährt uns zurück nach Salzburg und von dort  wieder mit der Bahn nach Hause.

Der Alpe Adria Radweg ist keine klassische Transalp, sondern vielmehr ein Weg durch die Alpen. Ungefähr 420 km und 3000 Höhenmeter sind geplant, der Alpenhauptkamm an der Tauernschleuse zwischen Böckstein und Mallnitz wird per Bahnshuttle überwunden. Der größte Teil der Strecke verläuft auf Radwegen, ehemaligen Bahntrassen und Seitenstraßen, also fernab vom Autoverkehr, was für uns alle sehr wichtig ist.

Tag 1

Schon ganz früh morgens, noch im Dunkeln, starten wir unsere Anreise. Von Heilbronn aus, dort wohnen Susi und Thomi, geht es mit dem Regionalexpress nach Stuttgart und von dort nach Salzburg. Jeder kennt die Geschichten zur Deutschen Bahn und jeder hat ja auch schonmal deren Unpünktlichkeit erlebt. Bei uns hat alles absolut reibungslos geklappt, die Bahn war pünktlich und Hilfe vom Begleitpersonal beim Verladen der Räder war der freiwillige Zusatzservice des außergewöhnlich sympathischen Zugbegleiters. In Salzburg haben dann einfach alle Passagiere mit angepackt, so waren Gepäck und Räder schnell aus dem Zug.

Übernachtet haben wir in der Stadtalm in Salzburg, ein Naturfreundehaus oben am Berg mit wunderbarem Blick auf die Stadt. Am Nachmittag sind wir durch die Gassen von Salzburg geschlendert, haben einem Orgelkonzert im Dom gelauscht und die Nachtlichter von Salzburg genossen.

Tag 2

Da es in der Stadtalm erst Frühstück ab 9.00h gibt, brechen wir bei schönstem Sonnenschein einfach vorher auf, irgendwo auf dem Weg wird sich schon etwas Essbares ergeben. Der Weg führt uns an der Salzach entlang vorbei an Hallein nach Golling. Unterwegs gab´s allerdings nur einen Kaffee und eine Brezel.

In Golling besuchen wir den Gollinger Wasserfall. Ein Wildbach stürzt in zwei Fallstufen 75m in die Tiefe. Inzwischen haben wir alle einen ordentlichen Hunger. Etwas unterhalb vom Wasserfall gibt es im Gasthof Abfalter Saibling und Forelle aus den lokalen Flüssen hier, ein Gedicht für vier hungrige Radler. Weiter geht die  Fahrt über den Passo Lueg nach Werfen, hier übernachten wir im Werfener Hof. Die letzen 15 km müssen wir heute allerdings an der Bundesstraße entlang fahren, also den Turbo einschalten und möglichst schnell ankommen.

52 km, 510 Höhenmeter

Tag 3

Heute geht es nach Bad Gastein mit etlichen Höhenmetern, also starten wir mit einem guten Frühstück in den Tag. Die Sonne scheint und es wird sicherlich sehr warm. So planen wir für die Mittagszeit einen Besuch der Liechtensteinklamm um der Mittagshitze zu entgehen. Hier ist ganz schön was los, da die Klamm für Jung und Alt ein absolut lohnenswertes Ausflugsziel ist. Sie liegt in der Nähe von St. Johann im  Pongau und ist eine 300m tiefe Klamm mit blaugrünem Wasser und einer imposanten Helix-Brücke.

Bevor wir weiter fahren gönnen wir uns Apfelstrudel und Kaiserschmarren. Begleitet von wunderbarem Alpenpanorama radeln wir auf Nebenstraßen und Fahrradwegen nach Hofgastein. Von hier aus geht es sehr steil hinauf nach Bad Gastein.

Hier stehen leider schon ganz viele der schönen alten Gebäude leer und sind stark renovierungsbedürftig, nur einige wenige sind inzwischen wieder in Stand gesetzt. Der Gasteiner Wasserfall rauscht mitten durch den Ort.

Am Abend haben wir Glück und bekommen gerade noch eben vier Wiener Schnitzel mit Pommes zu essen.

78 km, 1050 Höhenmeter

Tag 4

Bevor es heute weitergeht, radeln wir diesmal bei Tageslicht durch Bad Gastein. Dann geht es eine kurze Strecke nach Böckstein. Hier nehmen wir die Tauernschleuse, also den Zug nach  Mallnitz. Wir wechseln quasi von der Alpennordseite auf die Alpensüdseite. Es ist wieder ein sonniger Tag bei 30° im Schatten. Von Mallnitz fahren wir fast 700 Höhenmeter bergab und an der Möll entlang.

Heute versorgen wir uns für das Mittagessen selber, dabei entdecken wir entlang des Weges kleine Verpflegungsstationen. Gegen Spende können die Radler Obst, Getränke und Kekse erwerben. Dort können wir den Reifendruck überprüfen und die Kette ölen. Wir sagen Danke für diesen netten Service!

Ursprünglich endet diese Etappe in Spittal an der Drau, wir fahren stattdessen nach Seeboden, direkt zum Mittstätter See.

51 km, 520 Höhenmeter

Tag 5

Die Sonne scheint und das Thermometer klettert weiter nach oben. Wir entscheiden uns für eine Variante und fahren am Südufer des Millstätter Sees entlang, wunderschön durch lichten Wald, immer ein wenig auf und ab.

Auf halber Strecke nach Villach bemerke ich, dass ich meinen Fahrradschlüssel verloren habe. Ich hatte ihn aus dem Rucksack herausgenommen und nicht wieder ordentlich verstaut, sondern nur einfach locker auf dem Rucksack abgelegt. Da ich einen Air-Tag, also einen GPS Tracker am Schlüsselbund habe, haben wir gedacht, wir könnten den Schlüssel orten und wiederfinden.

Orten konnten wir ihn, doch bevor wir an die Stelle zurück geradelt waren, war der Schlüssel schon wieder wo anders. Nach einigem Hin- und Herfahren habe ich beschlossen meinen Schlüssel abzuschreiben, es geht auch ohne.

Wir stillen unseren inzwischen großen Hunger mit selbstgemachten Burgern im Strandbad am Millstätter See und radeln am Drauradweg bis nach Villach. Zwischendurch erwischen wir noch die Draufähre, eine Fährfahrt für einen Euro pro Person. Die Fähre hängt an einem Seil, welches einmal über die Drau gespannt ist und gelangt nur mit der Strömung von der einen zur anderen Seite.

In Villach übernachten wir im Hotel zum Goldenen Lamm, essen Tapas in einer Tapas Bar und erfreuen uns an dem quirligen Nachtleben.

80 km, 1120 Höhenmeter

Tag 6

Von Villach aus fahren wir über Arnoldstein nach Italien. Hier sind wir nun in den karnischen Alpen und radeln heute und morgen über eine Bahntrasse. Was für ein toller Fahrradweg, an manchen Stellen sogar  mit Flüsterasphalt, die Räder laufen von ganz alleine.

Bei Tarvis machen wir einen Abstecher zum Lago di Fusine, einen von zwei blaugrünen Bergseen. Wieder zurück in Tarvis geht es weiter auf der Trasse über Viadukte und durch Tunnel. Der Fluss Fella mit seinem türkisen Wasser begleitet uns dabei. Unser Endpunkt ist heute Dogna. Diesmal sind wir in einer Art Pilgerherberge untergebracht.

Irgendwie haben wir heute auf dieser fantastischen Etappe die Zeit vergessen, denn wir kommen erst nach 19.00h in Dogna an. Bis 18.00h hätten wir hier sein sollen. Zum Glück können wir noch jemanden von der Herberge anrufen und mit seiner Hilfe lassen sich kleine Schlüsselboxen mit Code öffnen.

In der Herberge selber dürfen wir uns an den Vorräten zum essen bedienen, ein Lokal gibt es zwar, aber auch dort ist Essen nur bis 18.00h möglich. Immerhin können unsere Männer dort eine Flasche Wein kaufen und Brot fürs Frühstück vorbestellen. Wir kochen dann Spaghetti mit Tomatensoße – Nudeln machen einfach glücklich.

93 km, 640 Höhenmeter

Tag 7

Zum Frühstück laufen wir ein Stückchen zu dem Restaurant, wo wir am Abend die Panini vorbestellt haben. Es gibt hier nicht nur das Brot für uns, sondern wir können hier direkt frühstücken, Panini mit rohen Schinken und Cappucchino, was will man mehr.

Da es heute nur eine kurze Etappe sein soll machen wir erst einmal einen Abstecher in das Val di Dogna hinein, bzw. hinauf. Hier kann man zum Teil noch alte Militärstraßen aus dem ersten Weltkrieg sehen und hat einen großartigen Blick auf die karnischen Alpen.

Unser heutiges Ziel ist Moggio Udinese, wir übernachten in der Locanda San Gallo.

36km, 610 Höhenmeter

Tag 8

Von Moggio Udinese geht es weiter auf dieser wunderbaren Trasse.

Wir radeln inzwischen am türkisen Tagliamento entlang nach Venzone. Der Tagliamento ist einer der wenigen Flüsse, der hier in diesem Bereich noch ungestört und natürlich fließen kann.

Venzone und viel andere Gemeinden in der Umgebung wurden im Jahr 1976 gleich zweimal von einem starken Erdbeben getroffen und weitestgehend zerstört. Vor allem der Dom in Venzone war sehr stark betroffen. Es ist den Bürgern von Venzone und ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken, dass der Dom mit Hilfe von Fotografien wieder aufgebaut werden konnte. Dazu wurden 8000 Steine geordnet und katalogisiert, damit sie bei der Restaurierung wieder an die gleiche Stelle wie vorher kommen konnten. 1995 waren die Arbeiten dann abgeschlossen.

In Venzone gibt es eine Pasticceria und Gelateria die nicht nur ein hervorragendes Eis, sondern auch kleines leckeres Gebäck und Kuchen anbietet – ein wahrer Gaumenschmaus.

Dann verlassen wir so langsam die Berge auf dem Weg nach Udine. Das Wetter ist weiterhin super schön und sehr heiß. Sobald wir stehen bleiben, fließt uns der Schweiß den Rücken herunter, da ist der Fahrtwind sehr angenehm.

68 km, 200 Höhenmeter

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Tag 9

Von Udine fahren wir weiter bei Hitze und Sonne. Der Radweg führt uns über ruhige Nebenstraßen. Wir haben das Gefühl, wir fahren ein bisschen kreuz und quer.

Wir fahren durch Palmanova und vielen kleine Orte bis Aquileia. Dort haben wir uns bis Ende der Woche ein Ferienhaus gemietet. Das Haus steht inmitten von Wein- und Maisfeldern, hier sagen sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht.

Tag 10

Das Wetter schlägt um. Hatten wir doch auf unserer Radtour so ein großes Glück, Sonne pur, lediglich am Millstätter See ein kurzes Gewitter. Eigentlich wollten wir heute noch nach Grado und unsere Tour beenden, nun regnet es und wir beschließen erst einmal abzuwarten.

Am Nachmittag machen wir zumindest eine klitzekleine Tour zum Meer.

Tag 11

Heute besuchen wir Aquileia. Die Stadt war eine der wichtigsten Städte im römischen Reich und liegt an der Via Guila Augusta, einige Teile sind davon zu sehen. Von Aquileia aus breitete sich das Christentum nach Nord- und Osteuropa aus.

Die Basilika S. Maria Assunta aus dem 4. Jh. ist für ihre Mosaikfunde aus römischer und frühchristlicher Zeit bekannt. Der gesamte Kirchenboden ist eine einzigartiges Mosaik.

Tag 12

Regen, Regen, Regen – Wir machen einen „Gammeltag“, lesen, schreiben, essen, schlafen.

Tag 13

Auf geht es zur letzten Etappe unserer Radtour nach Grado ans Meer.

Unser Ziel: Grado

Tag 14 -15

Von Aquileia werden wir mit einem Bus-Shuttle des Touristikunternehmen Oberkofler nach Salzburg gebracht, am nächsten Tag fahren wir dann wieder mit der Bahn zurück nach Heilbronn

Resümee

Alles in Allem eine sehr gelungene Tour. Die Steigungen, besonders nach Bad Gastein hoch, waren bei weitem nicht so anstrengend wie wir dachten. Der größte Teil führt über ausgebaute Radwege, besonders Italien verfügt inzwischen über ein großes Netz von sicheren Radwegen.

Wir haben uns  ja schon im Vorfeld bei der Planung mehr Zeit für die gesamte Strecke eingeräumt als in den gängigen Routenführern angegeben. Für uns war das genau richtig, so konnten wir immer wieder Abstecher einplanen, hatten genügend Zeit für Pausen und Besichtigungen oder auch für´s Nichtstun.

Und natürlich hatten wir ein großes Glück mit dem Wetter. Es war zwar sehr heiß und wir haben ganz schön geschwitzt, dafür sind wir auf der Tour trocken geblieben. Die Regenhosen und Regenjacken mussten wir nicht auspacken. Erst in Aquileia hatten wir Regen, da haben wir unsere einsame und ruhige Unterkunft genossen.

Es war gut die Unterkünfte vorzubuchen, so gab es für uns keine Ausrede nicht zu radeln.

Für uns Vier war das die erste Mehrtagestour in dieser Form – wir haben alle Lust auf Mehr!

Ausgehend von 420km radeln wir schließlich mehr als 600 und die 5.000 Höhenmeter haben wir ohne Mühe nebenbei „geknackt“.

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1 Kommentar
  • Georgia Räder
    Posted at 14:40h, 03 September Antworten

    oh wie wunderbar erzählt. Du kannst “nicht nur Bilder“ 😎. Die Fotos im Status habe ich wieder sehr genossen. Aber dieser schöne Bericht nimmt uns richtig mit auf die Tour – danke fürs Teilen

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