29 Aug Was bringt mich von der Palme wieder herunter
Kennt ihr noch die Reklame von dem HB-Männchen mit der Frage: Wer wird denn gleich in die Luft gehen? So ähnlich kann das auch mir passieren. Katharina Bonné fragt in ihrer Sommerblogparade nach meinem „Palmen-Trigger“. Was bringt mich auf die Palme oder was lässt mich in die Luft gehen oder worüber kann ich mich immer noch herrlich aufregen?
- Wenn jemand sich etwas nimmt, ohne bitten und zu fragen.
- Wenn ich an der Supermarktkasse schon den Atem meines Hintermannes oder Hinterfrau im Nacken spüre.
- Wenn bei 150 km/h auf der Überholspur jemand mit Lichthupe angebraust kommt und der/diejenige sehen kann, dass rechts keine Lücke für mich ist.
- Wenn jemand Leben nimmt und hinterher darüber auch noch froh ist.
- Wenn schlecht über andere gesprochen wird.
Höflichkeit
Ich frage mich regelmäßig, was die Menschen davon abhält, die kleinen Worte Bitte und Danke auszusprechen. Haben wir dafür keine Zeit mehr? Ein Dank ist eine ausgesprochene Wertschätzung dem anderen gegenüber. Mir persönlich zaubert es ein Lächeln ins Gesicht, wenn sich jemand bei mir bedankt. Manchmal reicht dazu auch nur eine Geste, ein Kopfnicken oder ein wohlwollender Gesichtsausdruck. Bitte und Danke sind die ersten beiden Worte, die ich lerne, wenn ich ins Ausland verreise. Es sind immer echte Türöffner und machen zumindest mein Leben um so viel leichter.
Geduld
Geduldig warten, bis Mensch an der Reihe ist. Was ist daran so schwer zu ertragen? Warum habe ich es auf einmal so eilig? Vielleicht zu spät losgegangen und deshalb auf einmal keine Zeit mehr? Inzwischen lasse ich alle Ungeduldigen an den Kassen der Supermärkte vor, mache anderen Autofahren Platz, damit sie an mir zügig vorbeifahren können oder lasse jemandem einfach die Vorfahrt, auch wenn er/sie gar keine hat.
Leben achten
Für viele ist eine Genugtuung, die nervende Mücke in der Nacht zu erschlagen oder Fliegen an Klebestreifen sterben zu lassen. Keine Sorge, ich bin kein Moralapostel und lebe auch nicht vegan, dennoch bin ich der Meinung, dass alle Lebewesen auf unserer Erde eine Daseinsberechtigung haben. Sonst wären sie auch nicht hier. Auch die Mücke und die Fliege sind zu etwas nütze. Die Gallmücke zum Beispiel bestäubt die Kakaopflanzen in Mittelamerika, ohne diese Mücke kann ich im Winter nicht dieses leckere Schokoladengetränk trinken. Mit den Mücken mache ich inzwischen einen Deal: ich lasse sie am Leben, fange sie mit einem Glas ein und bringe sie nach draußen. Dafür werde ich von ihnen nicht gestochen.
Positiv über andere Reden
Mal so richtig über andere ablästern, was sie alles falsch machen und wie sie aussehen und wie sie reden und, und, und… Würdest du das demjenigen auch direkt ins Gesicht sagen? Oder würdest du wollen, dass jemand anderes so über dich spricht? Ich möchte das nicht und deshalb habe ich mir das Lästern weitestgehend abgewöhnt. Letztendlich schaue ich auch beim Lästern nur in meinen eigenen Spiegel oder zeige mit dem Finger direkt auf mich.
Mitgefühl
Es ist bestimmt nicht immer leicht, sich in den anderen hineinzuversetzen. Oft fehlt mir dazu Hintergrundwissen oder Kenntnis über die Motivation der anderen. Was immer funktioniert, ist der gedankliche Rollentausch. Was würde ich in der Situation machen? Wie würde es mir jetzt damit gehen? Wie fühlt sich das an? Ein Positionswechsel ändert sofort die Situation und lässt Milde aufkommen. Das bedeutet keines Falls, dass ich dann mit allem einverstanden bin; es öffnet für einen kleinen Moment mein Herz und verbindet mich mit den anderen.
Die Welt kann zu einem friedlichen Ort werden. Ich wünsche mir nichts Sehnlicher.
Herzliche Grüße, Birgit
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