Reisen ist auch immer eine Reise zu mir selbst

Reisen ist auch immer eine Reise zu mir selbst

Julia Pracht ist Reisende, Bloggerin, Hobbybäckerin, Yogini und Kommajägerin aus München. Sie ist Expertin für Textoptimierung, und liebt es zu schreiben. In ihrer Blogparade geht es um ReiseLearnings: Was ich auf Reisen (über mich) gelernt habe.

Jede:r der/die mich kennt oder auch nur kurz kennengelernt hat, weiß, dass ich gern und viel reise. In meiner Kindheit fuhren meine Eltern mit meinem Bruder und mir stets nach Italien. Meine Mutter wollte 4 Wochen Sonne am Stück, so war es dann auch. Möglichst schnell an den Urlaubsort und dann drei Wochen Sonne, Strand und Meer mit ein paar Ausflügen in die nähere Umgebung. Die Rückreise war allerdings immer etwas ganz Besonderes. 5 Tage lang tingelten wir langsam zurück Richtung Heimat. Diese Rückfahrten hatte mein Vater immer besonders geplant, sie waren schon damals für mich das Highlight der gesamten Ferien.

So ist es also nicht verwunderlich, dass ich auch viel reise, gern die Reisplanung übernehmen und immer etwas Fernweh in mir habe. Schließlich gibt es doch viel Schönes auf unserer Welt zu entdecken und zu erforschen. Begleitet werde ich auf den Reisen von meinem Mann, manchmal sind heute auch Freunde dabei und früher waren wir als Familie unterwegs. Ich habe mal nachgezählt, im Moment habe ich 35 Länder und 3 Kontinente bereist.

Auch in Tibet nutzen die Mönche moderne Kommunikationsmöglichkeiten.

„Desto weiter ich reise, desto näher komme ich an mich heran.“ ~ Andrew McCarthy

Die Pauschalurlaube der Kindheit haben meinen Bedarf daran vollständig gedeckt. Ich liebe es auf Abenteuerfahrt zu gehen: Kletterurlaub in den Dolomiten, Trekkingtouren durch Nepal, Camperreisen durch Europa. Einen groben Plan und eine ungefähre Route habe ich im Kopf, mehr nicht. Der Alltag ist für mich vergessen, sobald die Reise startet. Dann lasse ich mich ein auf das, was gerade an diesem Reisetag passiert und hier lerne ich immer wieder neue Dinge über mich kennen.

Wo ich doch zu Hause in Wohlstand und Überfluss lebe, beschränke ich mich bewusst auf Reisen. So wenig wie möglich und nur so viel wie nötig wird eingepackt. Auf den Trekkingtouren im Himalaja ist das genau einmal Wechselwäsche im Rucksack. Es ist eine wunderbare Erfahrung, zu erkennen, wie wenig ich benötige. Allein morgens die Frage „Was ziehe ich heute an“ mir eben nicht zu stellen, ist eine große Befreiung.

Mein Englisch ist ehrlicherweise nicht besonders gut. Für Smalltalk reicht es meist. Allerdings habe ich schon häufiger Situationen erlebt, in denen ich mich auf Englisch energisch durchsetzten musste. Überraschenderweise kann ich dann flüssig sprechen.

Gelernt habe ich auf den Reisen spontan und offen für alle Möglichkeiten zu bleiben. Es kann durchaus sein, dass ich ungehalten reagiere, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es mir vorgestellt oder in den Kopf gesetzt habe. Ab dem Moment, in dem ich mich innerlich etwas zurücknehme und mich öffne für andere Möglichkeiten, geschehen ganz wunderbare Dinge. Eine riesengroße Tür öffnet sich und gibt ihr Geheimnis dahinter frei. Auch an einer sechsstündigen Verspätung eines Fluges nach Malaga kann ich nichts ändern, sondern warte geduldig, bis es endlich losgeht, dafür lerne ich andere Menschen kennen.

Es kommt auch vor, dass ich etwas für mich persönlich Wertvolles auf Reisen verliere. Ich habe mir angewöhnt, den verlorenen Gegenstand im Geiste zu verschenken und wünsche dem Finder oder auch dem Dieb viel Glück damit. In für mich brenzligen Situationen behalte ich einen kühlen Kopf, ziehe mich zurück, no risk.

Lavendelfeld in der Provence

„Jede Reise hat einen speziellen Geruch, besonderen Geschmack und eigene Farben.“ ~ Wanda Rezat

Reisen bedeutet für mich, ganz einzutauchen in die Kultur, die Landschaft und die Gesellschaft des jeweiligen Landes. Mit wahrlich allen Sinnen genießen. Hierfür einige erlebte Beispiele:

  • Den Duft eines blühenden Landefelds in der Provence tief einatmen.
  • Die Lautstärke des unglaublichen Verkehrs in New Delhi wahrzunehmen, lautes Hupen und wildes Herumschreien der Inder. Hauptsache, jeder ist der Erste.
  • Die über die ganze Nacht bellenden Hunde in Kathmandu zur Not mit Ohrstöpsel ausblenden.
  • Die tiefschwarze Nacht in der Namib Wüste erleben.
  • Buttertee im Himalaja mit dem Gedanken an Gemüsebrühe trinken.
  • Stille in den Schweizer Bergen hören.
  • Scharfes Curry in Indien essen.
  • Die unglaublich klebrigen und dreckigen Geldscheine der Inder und Nepali in den Händen halten.
  • Das Farbenspiel eines Sonnenuntergangs am Meer genießen.

Sonnenuntergang an der Westküste Sardiniens

„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese Abenteuerlichkeit nicht wieder los.“ ~ Bruno H. Bürgel

Genau so ist es, Reisen ist wie ein unheilbarer Virus. Mal schlummert er ein wenig und dann bricht er wieder aus. Etwas Linderung gibt dann die nächste Reise. Manchmal schmiede ich schon auf einer Reise neue Pläne. Meine Google Landkarte ist voll von Orten, die für mich sehenswert sind. Dabei bin ich keineswegs auf der Flucht. Auch das Zurückkommen nach Hause, die Regelmäßigkeit des Alltags, wieder im eigenen Bett zu schlafen und Freunde und Familie zu treffen hat für mich genauso wichtig wie das Reisen selbst.

Kameldorn in der weiten Namib Wüste

„Eine lange Reise hört nicht am Ziel auf, ein Stück von uns wird im Geist immer weiterreisen.“ ~ Andreas Bechstein

Von der Reise komme ich ein wenig verändert nach Hause zurück. Manche Eindrücke verblassen nach einer gewissen Zeit, andere bleiben ein Leben lang im Geist. Die Erinnerungen werden dann so lebendig, als ob ich wieder genau dort bin. So denke ich mich an Orte und Begegnungen, die mich besonders berührt haben, lehne mich zurück, lächle und bin dankbar.

Liebe Grüße, Birgit

Einige Reisen und Reiseerlebnisse sind auf meinem Blog zu lesen:

4 Kommentare
  • Pingback:Reiselearnings - Zusammenfassung meiner Blogparade - Julia Pracht
    Posted at 13:54h, 08 September Antworten

    […] Birgit Buchmayer: Reisen ist auch immer eine Reise zu mir selbst […]

  • weitglücklich
    Posted at 22:18h, 21 August Antworten

    Hallo Birgit,
    Glückwunsch zu deinem tollen Artikel. Ich finde mich so sehr darin wieder!
    Besinnen auf das Wesentliche und Innehalten zum Annehmen neuer Möglichkeiten… Alleine das schenkt ja wohl schon jede Menge Freiheit!
    Mit allen Sinnen reisen und richtig eintauchen, das ist auch unsere Devise. Lieber bleiben wir länger, beobachten das Tagesgeschehen oder reden mit den Einheimischen, als zur nächsten Sehenswürdigkeit zu hetzen.
    Wir freuen uns drauf, uns hier weiter umzugucken, schon dieser Text zaubert uns eine tolle Wohlfühl-Stimmung.

    Danke dir und alles Gute Thomas

    PS: Zum Glück habe ich die psychedelischen Zebratests geschafft, um diesen Kommentar einzureichen 🙂 Die waren echt nicht ohne…

  • Pingback:Meine top 4 Reiseerfahrungen - Was ich auf Reisen gelernt habe • weitglücklich
    Posted at 19:19h, 21 August Antworten

    […] hat ihre Learnings anhand einiger schöner Zitate formuliert, die Idee gefällt mir auch gut. Besonders schön finde […]

  • Julia Pracht
    Posted at 21:30h, 10 August Antworten

    Liebe Birgit,

    ein wunderbarer Artikel und sooo schöne Fotos! Vielen Dank dafür!

    Herzliche Grüße
    Julia

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