
18 Juni Mein Ja zu mir
Gabi Kremeskötter ist Autorin, freie Rednerin und fragt in ihrer Blogparade: „Wie hast du Ja gesagt (oder wozu) – und was ist daraus geworden?“ Und natürlich könnte ich erzählen, wie ich vor 34 Jahren Ja zu meinem Mann gesagt habe und wir seitdem so vieles gemeinsam gemeistert haben. Das ist dann eine andere Geschichte. In meinem Blogartikel schreibe ich über mein persönliches Ja zu mir.
Ja zum Nein
„Wenn du anderen Ja sagst, stelle sicher, dass du nicht Nein zu dir selbst sagst.“ Paulo Coelho
Kennst du das? Du sagst Ja, obwohl du eigentlich Nein meinst. Du stimmst zu, obwohl du innerlich längst ausgestiegen bist. Du hilfst, obwohl deine Energie aufgebraucht ist.
Sehr lange und zum Teil auch heute habe ich das gemacht. Dabei habe ich meine Grenzen missachtet, mich in Projekte, Termine und Gefälligkeiten gezwängt, nur um niemanden zu enttäuschen. Nur um gemocht, gebraucht oder zumindest nicht abgelehnt zu werden, habe ich oft es allen recht machen wollen.
- Ja zum Kuchenbacken für das Kindergartenfest, obwohl ich dafür gar keine Zeit hatte.
- Ja zum Kassenwart Job, ich hatte davon keine Ahnung.
- Ja zu Überstunden in der Apotheke, auch wenn meine Kinder krank zu Hause im Bett lagen und die Großeltern einspringen mussten.
- Ja zu essen, welches mir nicht schmeckt, nur um nicht aufzufallen.
- Ja zu Kleidung, welche meiner Mutter gefiel und mir gar nicht, nur um des lieben Friedens willen.
- Ja zu Gesprächen mit vermeintlichen Freundinnen, die mich ausgelaugt haben, weil ich einfach da sein wollte.
- Ja, ja, ja, wo ein Nein mir deutlich besser getan hätte. Die Liste könnte ich noch länger werden lassen.
Die Lüge hinter dem Ja
Ein Ja kann wunderschön sein. Es öffnet Türen, stärkt Beziehungen und bringt auch Chancen, etwas Neues zu lernen. Ein Ja gegen das eigene Bauchgefühl ist eine stille Lüge, richtet sich eigentlich gegen sich selbst und ist nicht ehrlich den anderen gegenüber. Sehr lange dachte ich, Nein zu sagen ist unhöflich und egoistisch. Heute weiß ich, ein Nein zum richtigen Zeitpunkt ist gesund, klar und ehrlich.
Nein ist kein Angriff – sondern ein Akt der Selbstachtung
Wir alle haben Grenzen, aber wir zeigen sie zu selten. Auch ich. Ich wollte dazugehören, funktionieren und gefallen. Ich wollte ein braves, geliebtes Kind sein, ein Teenager mit vielen Freunden, eine gemochte Arbeitskraft. Leider habe ich mit den vielen Jas mein Ziel damit nicht erreicht.
Irgendwann hatte ich verstanden, was ich da überhaupt mache. Zuerst benutze ich kleine Ausreden wie: „Da schaue ich erst einmal in meinen Terminkalender“ oder ich muss mich mit meinem Mann besprechen.“ Dadurch verschaffte ich mir einen zeitlichen Abstand und konnte erst einmal in Ruhe nachdenken, anstatt mit einem schnellen Ja wieder in alte Gewohnheitsmuster zu fallen.
Inzwischen kann ich sehr gut Nein sagen und damit sage ich gleichzeitig Ja zu mir, zu meiner Zeit, meiner Energie, meiner Kraft. Natürlich sage ich Ja zu meinem Mann und zu meinen Kindern, wenn sie etwas auf dem Herzen haben oder einfach mal Zeit mit mir verbringen möchten. Ich bin auch weiterhin bei Projekten dabei, die mir etwas bedeuten. Der große Unterschied zwischen einem Ja aus Anstand und einem Ja aus Überzeugung ist, dass ich mich nicht selbst aufgebe und meine Grenzen achte und respektiere. Gleichzeitig macht dann ein solches Projekt großen Spaß, bringt viel Freude und ich bekomme mehr Energie zurück, als ich hineinstecke.
Ein Nein ist ein Ja zu mir
Ein Nein zu Dingen, die nicht (mehr) passen, ist immer auch ein Ja zu etwas Anderem, vielleicht zu etwas Besserem. Dadurch komme ich zu mehr Klarheit, Fokus und Ruhe. Letztendlich setzt ein Nein eine klare Grenze, einen Punkt oder auch ein Ende und ist damit ein Ja zu mir als ein Akt der Selbstliebe, ein Geschenk an mich selbst und auch an andere. Denn mein Nein bringt mein Gegenüber in die eigene Handlung, ermöglicht neue Ideen, Gedanken und Möglichkeiten.
Ein klares Ja
Im Laufe des Lebens habe ich gelernt, ein echtes Ja zu sagen und damit treffe ich für mich klare Entscheidungen, zu denen ich stehe, selbst, wenn sie sich im Nachhinein als nicht so gelungen herausstellen.
- Ja, immer noch zu meinem Mann und zu unseren Kindern.
- Ja, ich darf sein.
- Ja, ich habe meine Teilselbstständigkeit aufgegeben und bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung.
- Ja, ich gehe sehr gerne in der Apotheke arbeiten und bin dort einfach angestellt.
- Ja, ich gönne mir meine Ruhezeiten ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
- Ja zu den vielen kleinen verrückten Spontanitäten im Leben. Einfach mal alles liegen lassen und genießen.
- Ja zum Leben.
Heute weiß ich was ich Nein und wann ich Ja sage. Dadurch bin ich bin ehrlicher geworden. Falls dann doch noch mal ein Ja kommt, wo ein Nein besser gewesen werde, traue ich mich im Nachhinein, das zu ändern oder etwas anderes anzubieten. Und stelle fest, da ist Verständnis.
Was denkst du darüber? Fällt dir das Neinsagen schwer? Was sind deine Ja´s in deinem Leben? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Liebe Grüße, Birgit
Pingback:Das war meine Blogparade: 13+1 mal JA gesagt - Gabi Kremeskötter - Liebe, die durch Worte strahlt
Posted at 13:29h, 23 Juni[…] Birgit hat einen sehr persönlichen Artikel geschrieben, der ihre JAs und NEINs zusammenfasst. Ich kann sie allesamt sehr gut nachvollziehen. […]
Pingback:KW25/2025: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society
Posted at 04:34h, 23 Juni[…] Mein Ja zu mir […]
Gabi Kremeskötter
Posted at 11:43h, 19 JuniLiebe Birgit,
herzlichen Dank für deine sehr persönlichen Artikel, deine JAs und NEINs kann ich allesamt sehr gut nachvollziehen.
Und doch sagt es sich so leicht, ein Nein zu formulieren, denn wie du sind wir doch immer auf der Suche nach Anerkennung, wollen gemocht und angenommen werden. Das NEIN ist viel zu negativ besetzt!
Darum danke, wie du aus deinen früheren zu vielen JAs einige NEINs gemacht hast und heute JA zu dir selbst sagst 🙂
Viele liebe Grüße zu dir
Gabi