02 Nov Drei Lösungen für die häufigsten Probleme der Achtsamkeitspraxis
Du kennst das sicherlich. Du hast einen festen Wunsch und einen Vorsatz, mit etwas Neuem anzufangen, doch wie so oft kommt das Leben einfach dazwischen. Keine Zeit, keinen Plan, keine Lust – irgendetwas ist immer. Dabei weißt du selbst ganz genau, dass es sich meist um Ausreden handelt und du deshalb nicht ins Tun kommst. Das ist schade, denn jede verpasste Gelegenheit oder jeder vergangene Moment kommen nicht wieder zurück.
Hier möchte ich dir drei Lösungen vorschlagen, wie du deine Meditations- oder Achtsamkeitspraxis mit Leichtigkeit und Freude in deinen Alltag integrieren kannst.
Einen Ort für deine Meditation finden
Erschaffe dir in deiner Wohnung einen kleinen Ort für deine tägliche Meditationspraxis. An diesem Ort solltest du dich sicher und ungestört fühlen. Hier liegen dein Meditationskissen oder deine Yogamatte bereit und warten auf dich. Es gibt einen Teppich oder eine weiche Unterlage, damit deine Knie gut abgepolstert aufliegen können. Eine Decke, in die du dich einkuschelst, wenn dir kalt ist, ist ebenfalls dort. Vielleicht gibt es dort einen kleinen Tisch mit einer Kerze, einer Karte mit einem inspirierenden Spruch oder einem schönen Bild. Dein Ort ist einladend, aufgeräumt und jederzeit kannst du dort für eine Weile in Stille sitzen und meditieren, den Bodyscan machen oder Yoga üben.
Deine Mitbewohner sind informiert, dass du dir diesen Platz geschaffen hast und für deine meditativen Übungen nutzt. In dieser Zeit wünschst du dir keine Störungen von außen. Dein Mobiltelefon ist zumindest auf lautlos gestellt. Allerdings liegen ein Block und ein Stift bereit. Manchmal tauchen in der Meditation Gedanken oder Ideen auf, die du keinesfalls vergessen möchtest. Dann kannst du kurz die Mediation unterbrechen und den Gedanken aufschreiben, so bleibt er dir erhalten und du kannst dich wieder deinem Meditationsobjekt zuwenden.
Weniger ist Mehr
Sinnvoll ist eine regelmäßige, tägliche Meditationspraxis. Besser jeden Tag 10 Minuten auf dem Kissen sitzen als am Wochenende eine Stunde. Auf die Art und Weise schaffst du dir eine Routine ähnlich dem morgendlichen Zähneputzen. In meinen Kursen und mit Einzelklient:innen erlebe ich regelmäßig, dass ihnen die Übungen des MBSR Curriculums zu lang sind. Dann entsteht Unruhe und Unwohlsein, die meisten halten das nicht aus und brechen. Die Folge dieser negativen Erfahrung ist, dass sehr wenig bis gar nicht meditiert wird. Ebendarum schlage ich kürzere Meditationszeiten vor. Beginne also mit 10 Minuten, natürlich darfst du jederzeit deine Meditation zeitlich verlängern, genauso, wie es sich für dich am besten anfühlt und wie es in deinen persönlichen Alltag hineinpasst.
Gedanken sind nur Gedanken
Viele kommen zu mir mit dem Wunsch nach weniger Stress und mehr Entspannung und möchten mithilfe der Achtsamkeitspraxis dies erreichen. Nach den ersten Wochen mit regelmäßiger Meditation beklagen sich einige über die Vielzahl ihrer Gedanken, sie wollten doch ursprünglich weniger denken. Nun, das Denken oder die Gedanken können wir nicht abschalten, sie sind einfach da. Wir denken so ungefähr zwischen 60000 bis 80000 Gedanken pro Tag, den überwiegenden Teil nehmen wir gar nicht wahr. Starten wir mit der Achtsamkeitspraxis, fallen uns jetzt diese Unmenge an Gedanken auf und erschrecken uns. Das ist ganz normal. In unserem Leben haben wir uns so viele Automatismen, Überzeugungen, Glaubenssätze usw. angeeignet und sind damit eigentlich ganz zufrieden. Wenn wir jedoch nur einen kleinen Teil davon verändern, löst sich der Schleier davor auf und wir können klar hinsehen. Wir schauen auf einmal auf uns selbst und auf unsere selbstgestrickten Dramen.
Und das ist das Geschenk für die Zukunft. Nur, wenn wir die Dinge offenlegen, sind wir in der Lage, kleine Veränderungen vorzunehmen, mit der Kunst des Möglichen. Also bitte keine Angst vor noch mehr Gedanken, sondern betrachten, ihnen zuzulächeln und sie freundlich zu entlassen.
Achtsamkeit bedeutet, jeden Tag wieder aufs Neue zu beginnen und dabei zu erleben, dass jeder neue Moment einzigartig ist. Gedanken, Gefühle, Ideen oder Vorstellungen kommen, spielen ein wenig in unserem Geist herum und lösen sich dann auch wieder auf. Es ist die Kunst des Möglichen, sich so wenig wie möglich damit zu identifizieren – Gedanken sind nur Gedanken. Stattdessen können wir mit Achtsamkeit und Meditation erlernen, unseren Dramen mit mehr Freundlichkeit, Gelassenheit und Humor entgegenzutreten.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine freudvolle Praxis, liebe Grüße, Birgit
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Posted at 08:53h, 06 November[…] Drei Lösungen für die häufigsten Probleme der Achtsamkeitspraxis […]