09 Aug Was hat mein Lieblingssport mit Achtsamkeit zu tun
Dana Sterbeck ist Pilatestrainerin und fragt in ihrer Blogparade nach dem Lieblingssport. Diese Frage hat mich inspiriert. Habe ich eine Lieblingssportart? Sind es vielleicht auch mehrere? Hat sich meine sportliche Betätigung im Laufe meines Lebens verändert? All diesen Fragen will ich in diesem Artikel Antworten geben. In meinem Bericht verzichte ich diesmal einfachheitshalber aufs Gendern, bitte fühlt euch dennoch alle angesprochen.
Wie ich zum Sport kam
Ich komme aus einer nicht besonders sportlichen Familie. Meine Eltern gingen regelmäßig tanzen, und Tanzen war ein großes Thema bei uns. Schon früh wurde ich zum Ballettunterricht angemeldet, dort war stets die Kleinste, keine Strumpfhose und kein Tütü passte mir. Irgendwann in der Grundschule habe ich damit aufgehört. Meine beste Freundin ging damals schon zum Reiten und ich dürfte jede Woche zum Zuschauen mit ihr mitfahren. Wie gern wäre ich auch geritten, das war finanziell leider nicht möglich. Pferde liebe ich heute immer noch in besonderem Maße.
Während der Zeit auf der weiterführenden Schule gingen wir alle in die Tanzschule; ich machte alle Abzeichen und wechselte in einen Tanzclub in meiner Stadt. Regelmäßig ging ich dort zum Training und irgendwann hatte ich mein erstes und einziges Tanzturnier.
Klettern
Mein damaliger Freund war im Alpenverein. An einem Wochenende fuhr ich mit einer Gruppe von Kletterern nach Bingen am Rhein. In der Nähe, im Morgenbachtal, gibt es einige Felsen. Hier habe ich mich mit dem Klettervirus infiziert und bin bis heute nicht geheilt. Meine Tanzschuhe hängte ich sofort an den Nagel. Das war meine Welt: draußen in der Natur sein, klettern an den Felsen, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und dieses unglaublich befriedigende Gefühl zu haben, wenn die Route geschafft ist.
Regelmäßig ging ich zu den Treffpunkten der Jugendgruppen im Alpenverein. Hier lernte ich auch meinen jetzigen Man Ingo kennen. Wir sind seitdem ein eingespieltes Kletterteam.
Was macht Klettern so einzigartig?
Klettern ist vielschichtig. Geklettert wird normalerweise in einer Seilschaft, einer klettert, einer sichert. Beide müssen sich zu einhundert Prozent aufeinander verlassen können, da ist volles Vertrauen in den, der sichert. Mein Partner passt auf, hält das Kletterseil genau so, dass es mich beim Klettern nicht behindert und ich doch jederzeit das Gefühl habe, gesichert zu sein.
Mit einem sicheren Gefühl kann ich mich voll auf mein Klettern am Fels oder an der Wand in der Kletterhalle einlassen. Mein Fokus verengt sich um sie 1 qm um mich herum. Gleichzeitig spüre ich meinen Körper, die Struktur der Wand, den Geruch des Felses. All meine Gedanken, die sich gerade noch in meinem Kopf tummelten, sind verschwunden. Ich atme, ich suche den nächsten Griff und Tritt, finde mein Gleichgewicht und mache dann nächsten Kletterzug. So geht es Zug um Zug weiter, bis zum Ende der Tour.
Oben angekommen erlebe ich ein Gefühl des Triumphs, balle die Hand zu einer Faust und freue mich riesig. Mein Selbstbewusstsein hat wieder einen Punkt dazu bekommen. Wieder sicheren Boden unter den Füßen bekomme ich ein „gut gemacht, perfekt, super Lösung gefunden, bist klasse geklettert“ zu hören.
Dann wechseln wir die Positionen. Mein Partner klettert und ich sichere. Meine ungeteilte Aufmerksamkeit ist bei ihm; aufmerksam verfolge ich jeden Schritt nach oben. Auch achte ich darauf, dass das Seil nicht stört; dazu bewege ich mich am Wandfuß mal nach rechts und mal links.
Klettern ist für mich vielseitige Bewegung, Achtsamkeit, Meditation, Konzentration und pure Freude zusammen mit einem Partner, dem ich mein Leben anvertraue.
Was ich sonst noch gerne an Sport mache
E-Bike fahren
Hier in Wuppertal und Umgebung gibt es nur zwei Arten von Wegen oder Straßen, entweder es geht bergauf oder es geht bergab. Schon vor 8 Jahren habe ich mir mein erstes E-Bike gekauft, ein Tourenrad. Ohne E würde ich hier nicht fahren, 500 bis 700 Höhenmeter in Summe sind hier schnell erreicht. Bald merkte ich, dass ich sehr gerne durch den Wald und über unbefestigte Wege fahre. Inzwischen fahre ich ein Mountainbike im Straßenoutfit.
Mit dem Bike bin ich auch gerne alleine unterwegs. Routen erstelle ich mir mit Kommot, in der Regel fahre ich zwischen 45 und 65 km pro Tour. Im letzten Jahr haben wir mit unseren besten Freunden den Alpe Adria Fahrradweg von Salzburg nach Grado geradelt. Auch beim Radfahren schalte ich den Alltag aus. Den Wind um die Ohren und die gleichmäßige Bewegung entspannen mich sofort.
Skifahren
Blauer Himmel, glitzernder Schnee, weiße Berggipfel – was braucht es mehr? Ich liebe einfach die Berge. Inzwischen sind wir vom Alpinski fahren aufs Touren zu gehen umgestiegen. Das machen wir gerne in der Gruppe mit einem Bergführer zusammen. Der Aufstieg erfolgt zu Fuß, dazu kleben wir uns Aufstiegsfelle unter die Skier. Mit einer gleichmäßigen, fast monotonen Bewegung bewegen wir den Berg hoch. Oft wende ich hier als Achtsamkeitsübung das Mittel der Gehmeditation an. Schritt für Schritt, Atemzug um Atemzug, immer den Kontakt zum Boden spüren, geht es langsam aufwärts.
Oben angekommen werden die Felle abgezogen, das nass geschwitzte Shirt gewechselt und schnell die Daunenjacke angezogen. Dann geht es im freien Gelände bergab. Jeder zieht seine eigene Spur. Auch hier erlebe ich eine tiefe Freude an der Bewegung in der Natur mit Freunden oder Partner.
Und…
- Golfen
- Schwimmen
- Wandern
- Yoga – ist im strengen Sinne kein Sport
- Etwas Krafttraining
Die Sportarten, die ich mache, sind sehr unterschiedlich und haben doch viel gemeinsam. Sie lassen mich eins werden mit dem Sportobjekt. Ich fühle mich.
Nebenbei ist Sport ein hervorragendes Mittel zum Stressabbau.
Sportliche Grüße, Birgit
Adam
Posted at 10:57h, 21 OktoberJa, du hast absolut recht! Fahrradfahren in Wuppertal ist wirklich so eine Sache. Normalerweise fahre ich auf der Nordbahntrasse, aber bei schönem Wetter ist sie einfach zu voll. Klettern fand ich auch immer spannend, aber irgendwie habe ich es nie gemacht – warum auch immer.
Dana Sterbak
Posted at 11:02h, 12 AugustLiebe Birgit,
es ist immer wieder faszinierend, dass unverhofft etwas ‚um die Ecke kommt‘, was uns vom ersten Moment fasziniert. So wie bei Dir das klettern. Dass Klettern Achtsamkeit und Fokus pur sind, hatte ich sofort vor Augen. Auch wenn ich selbst bisher nur mal zugeschaut habe. Hier im Norden sind die Möglichkeiten ja eher begrenzt:).
Im Winter in den Bergen zu sein, ist wirklich ein ganz besonderes Gefühl…die gedämpften Geräusche, die Helligkeit. Das Tourengehen ist ja auch ein ganz anderer Wintersport als die Abfahrt, viel langsamer und anstrengender bergauf.
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