
20 Feb. Großzügigkeit – Die Kunst des Gebens und Nehmens
Großzügigkeit geht weit über das bloße Geben von materiellen Dingen hinaus und ist eine wunderbare menschliche Eigenschaft. Sie ist ein Ausdruck von Mitgefühl, Menschlichkeit und sozialem Zusammenhalt. Wer großzügig ist, teilt nicht nur seinen Reichtum, sondern auch seine Zeit, sein Wissen und seine Aufmerksamkeit mit anderen. Doch warum ist Großzügigkeit so wichtig, für die, die empfangen und auch für die, die geben? Wie kann Großzügigkeit bewusst in unser Leben integriert werden?
Was macht Großzügigkeit aus?
Wenn wir uns großzügig verhalten, dann ist sowohl der Empfänger als auch der Geber glücklich. Im Gehirn werden dabei das Glückshormon Dopamin und das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Beide Hormone sorgen für ein Gefühl der Zufriedenheit, des Wohlbefindens und der Zusammengehörigkeit, der Verbindung. Großzügigkeit stärkt also soziale Bindungen, sie ist ein Gegenpart in einer Welt, die zunehmend von Individualismus geprägt ist.
Denken wir über Großzügigkeit nach, fallen uns meist Spenden, Geschenke oder allgemeine Hilfsbereitschaft ein. Doch Großzügigkeit ist mehr. Sie ist eine innere Haltung. Ein großzügiger Mensch gibt, ohne aus seinem eigenen Vorteil aus zu sein, ohne etwas zurückbekommen zu wollen. Sie entsteht allein aus Mitgefühl anderen gegenüber und dem Wunsch zu helfen.
Großzügig sein macht glücklich
Zwischen Geben und Glück besteht ein Zusammenhang. Wie schon oben beschrieben werden dabei die beiden Hormone Dopamin und Oxytocin freigesetzt, dabei kann das „Helper´s High“ entstehen, ein Gefühl der Freude und des Glücks, wenn wir anderen helfen. Großzügigkeit baut Verbindungen auf und schafft Vertrauen. Freundschaften werden gefördert, wer echtes Interesse und Wertschätzung anderen gegenüber zeigt. Großzügige Menschen erleben weniger Stress, fühlen sich oft weniger hilflos und entwickeln eine optimistischere Sicht auf die Welt. Großzügig sein gibt uns die Möglichkeit etwas Positives zu bewirken. Das können ganz kleine alltägliche Dinge sein bis hin zu großen sozialen Projekten.
Großzügigkeit kann die Gesellschaft verändern
Eine großzügige Gesellschaft ist eine stärkere und glückliche Gesellschaft. Wenn wir einander helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, wird sich der Akt des Gebens weiter ausbreiten.
Hier ein persönliches Erlebnis: Neulich saß ich in einem Eiskaffee und trank einen Cappuccino. Einige wenige andere Gäste waren auch dort. Dann betrat ein ärmlich gekleideter Mann das Café, setzte sich an den Tresen und bestellte sich etwas zu trinken. Ich beobachtete, wie ein Gast der Bedienung ein Zeichen gab, dass er das Getränk des Mannes bezahlen wollte. Der Mann drehte sich um, bedankte sich mit einem Kopfnicken bei dem Gast, trank sein Getränk und ging wieder. Das war keine große Sache, vielleicht wusste der Mann auch, dass jemand hier für ihn bezahlen würde, vielleicht auch nicht, vielleicht tat der andere Gast auch öfter. Was mich persönlich sehr berührt hat, waren die kleinen Gesten der Verständigung und die Unaufgeregtheit. Diese Situation war und ist eine Inspiration für mich.
So viele soziale Projekte und Bewegungen basieren auf Großzügigkeit, Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt oder der Unterstützung von Hilfsorganisationen. Wir leben in einer solidarischen Gemeinschaft, diese benötigt die Weitergabe von Wissen und die Bereitschaft, Geld und Zeit zu investieren.
Eine weitere persönliche Erfahrung: In unserer Familie unterstützen wir eine kleine Hilfsorganisation in Berlin, die Patenschaften in Nepal und im indischen Raum vermittelt. Unterstützt werden junge und ältere Menschen. Wir haben insgesamt vier Patenkinder, alle leben in buddhistischen Klöstern. Und dann geben wir einmal im Jahr eine Spende für eine Schule in Ladakh. Zweimal im Jahr erreichen uns Briefe, in denen die Kinder berichten, wie es ihnen geht. Ich weiß, dass diese Briefe das harte Leben dort sehr beschönigen, dennoch ist eine Entwicklung zu sehen. Alle haben lesen, schreiben, rechnen und Englisch gelernt. In diesen abgelegenen Region ist Schulbildung keineswegs selbstverständlich und kostet die Eltern eine Menge Schulgeld. So können wir einen kleinen Beitrag zur Bildung leisten. Verlassen diese Kinder oder Erwachsene auf eigenen Wunsch das Kloster und kehren zurück in ihre Dörfer, können sie dort das Gelernte und Wissen weitergeben.
Großzügigkeit lernen
Viele denken vielleicht, Großzügigkeit hängt stark vom eigenen finanziellen Wohlstand ab und nur wer viel oder mehr besitzt, kann auch geben. Jeder kann und darf großzügig sein, unabhängig von seiner finanziellen Situation. Es kommt nicht auf die Menge an, sondern viel mehr auf die innere Haltung, jede Geste der Großzügigkeit hat etwas zu geben. Wie können wir also großzügig sein?
- Bewusst zuhören: Aufmerksamkeit, achtsames Zuhören und echtes Interesse am Gegenüber sind wahre Geschenke in der heutigen Zeit. Dazu gehört natürlich auch, den anderen ausreden zu lassen und nicht sofort mit eigenen Ideen, Vorstellungen, Vorschlägen oder Erwartungen zu kommentieren.
- Zeit verschenken: Manchmal ist verschenkte Zeit wertvoller als ein materielles Geschenk.
- Wissen teilen: Vielleicht hast du auch einmal die Erfahrung gemacht, dass andere ihr Wissen für sich behalten haben, da sie sich einen Vorteil daraus erhofften. Sinnvoller ist, Wissen weiterzugeben und zu teilen, damit dies sich vervielfältigt und anderen ermöglicht, neue Ideen zu entwickeln.
- Freundlichkeit zeigen: Ein nettes Wort, eine höfliche Geste der Hilfe oder ein Lächeln können einen ganzen Tag im Leben eines Menschen verändern.
- Spenden: Jeder Beitrag zählt, egal wie klein er auch ist.
- Dankbarkeit: sind wir dankbar demgegenüber, was wir alles haben, sind wir auch eher bereit, etwas abzugeben oder zu teilen.
Wer gibt, bekommt zurück
Großzügigkeit ist in der Tat eine Art von Investment, ich gebe und bekomme auch etwas zurück. Niemals darf Großzügigkeit auf Berechnung hin erfolgen. Da ist das Konzept von „Karma“ von Ursache und Wirkung. Ich setzte eine Ursache durch eine bestimmte Tat, ein Verhalten, einen Wunsch und erreiche damit eine Wirkung. Zwei Beispiele: Wenn ich permanent unfreundlich zu meiner Umgebung bin, darf ich mich nicht wundern, wenn andere auch unfreundlich zu mir sind. Meine Unfreundlichkeit ist die Ursache, ich erfahre die Unfreundlichkeit der anderen als Wirkung darauf. Wenn ich die Vokabeln in Latein nicht gelernt habe, darf ich mich nicht über den Lehrer oder Lehrerin aufregen, wenn ich dann im Test eine Fünf habe. Das mag banal klingen, funktioniert jedoch so. Wer also großzügig denkt und handelt, wird wahrscheinlich eines Tages Großzügigkeit selbst erfahren.
Großzügigkeit als Lebensprinzip
Großzügigkeit bereichert nicht nur andere, sondern auch uns selbst. Sie schafft Verbindungen und stärkt den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ein Lächeln, eine helfende Hand, eine Spende, jede Art der Großzügigkeit hilft und zählt. Wenn wir beginnen, sie in unserem Alltag zu integrieren, wird Großzügigkeit unser eigenes Leben bereichern und so die Welt jeden Tag ein Stückchen besser machen.
Was bedeutet großzügig zu sein für dich? Wie erlebst du Großzügigkeit?
Herzliche Grüße, Birgit
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