10 Nov Entscheidungen: besser – schlechter oder richtig
Was ist für uns besser oder schlechter? Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Der Alltag ist geprägt von der Wahl zwischen verschiedenen Produkten. Bei Lebensentscheidungen fragen wir uns oft, ob etwas besser oder schlechter für uns ist. Meistens entscheiden wir uns zwischen „haben wollen“ und „nicht haben wollen“, also zwischen Anhaften und Abneigung. Nur wenige Entscheidungen werden aufgeschoben oder landen in einer Art Grauzone. Doch wovon hängt unsere Wahl ab? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf, was „besser“ oder „schlechter“ wirklich bedeutet und wie man diese Begriffe differenzierter betrachtet.
Besser oder schlechter ist eine Frage der Perspektive
Alle erleben das Leben auf ihre persönliche und unterschiedliche Art und Weise. Das, was für den einen „besser“ ist, mag für den anderen „schlechter“ sein. Unser Leben und unsere Entscheidungen werden geprägt durch gesammelte Erfahrungen, Erlerntes, Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen. Da entwickelt sich im Laufe der Jahre ein buntes Potpourri, das uns letztendlich ausmacht – unsere Persönlichkeit.
Erfahrungen
Vergangene Erfahrungen beeinflussen oft, wie wir Dinge bewerten. Wer schlechte Erfahrungen mit einer bestimmten Situation gemacht hat, wird diese tendenziell als schlechter einstufen und diese vielleicht in Zukunft vermeiden wollen. Wer gute Erfahrungen erlebt hat, wird diese als besser einstufen und in Zukunft wiederholen wollen. Diese subjektiven Präferenzen machen eine allgemeingültige Aussage darüber, was „besser“ oder „schlechter“ ist, schwierig. Jeder Mensch entwickelt also aus seinen Lebenserfahrungen für sich unterschiedliche Vorlieben oder Abneigungen. Für einen Naturliebhaber mag ein Leben auf dem Land vielleicht „besser“ sein, während für eine Person, die kulturelle Vielfalt schätzt, vielleicht das Stadtleben attraktiver ist. Für Tierliebhaber mag es selbstverständlich sein, einen Hund oder eine Katze zu haben. Hat jemand schon einmal schlechte Erfahrungen mit Tieren gemacht, wird sich unter Umständen kein Tier anschaffen.
Ziele und Bedürfnisse
Auch ist die Entscheidung zwischen besser oder schlechter abhängig von den eigenen Bedürfnissen und den Zielen im Leben. Jemand, der beruflich erfolgreich sein möchte, wird einen Job mit Aufstiegsmöglichkeiten als besser empfinden. Für jemanden, dem mehr an Freizeit und Entspannung liegt, ist ein weniger fordernder Job hingegen oft besser. Will jemand frei und unabhängig sein, mag ein Nomadenleben das Geeignete sein. Möchte jemand Beständigkeit, der kauft vielleicht ein Haus mit einem große Garten und genießt das Zuhause sein.
Gesellschaftliche Normen und Trends
Unsere Gesellschaft und die Medien geben oft vor, was als „besser“ oder „schlechter“ gilt. Viele folgen diesen Vorgaben aus ganz unterschiedlichen Gründen. Oft wollen wir dadurch Lob und Anerkennung. Wir sehnen uns nach „Gesehen werden“ und möchten geliebt werden.
Status
Mein Haus, mein Boot, mein Auto, mein Job, meine Frau, mein Mann, meine Kinder, mein Geld…..
Es gibt Kulturen, da zählt häuslicher Besitz, beruflicher Erfolg, teure Autos, Kleidung, Schmuck und vieles mehr. In anderen Kulturen setzt man eher auf den familiären Zusammenhalt oder ein Leben von und mit der Natur. Es entstehen dadurch Gemeinschaften, die gewisse Dinge als besser betrachten als andere. Manchmal entsteht dadurch ein innerlicher Druck, dazu gehören zu wollen, obwohl das gar nicht der inneren Einstellung entspricht oder die gleichen Ziele geteilt werden. Was ist nun besser oder schlechter?
Konsum
Werbung und Trends beeinflussen, was als gutes oder schlechtes Produkt wahrgenommen wird. Ein neues Smartphone oder Tablet wird oft als „besser“ angesehen, obwohl der Nutzen für den Einzelnen im Vergleich zum Vorgängermodell minimal ist und das alte noch brauchbar und funktional ist. Werbung und sich verändernde Trends sorgen ebenfalls dafür, dass wir dazu gehören wollen, dass wir uns es leisten können, dass wir jetzt etwas „Besseres“ besitzen. Dadurch erklären wir das Alte automatisch zu etwas „Schlechterem“.
Lebensstil und Ernährung
Eine gesunde Ernährung und ein aktiver Lebensstil werden heute oft als „besser“ dargestellt. Natürlich hat das auch positive Effekte auf unsere Gesundheit. Allerdings fühlen sich einige auch schlechter, wenn sie nicht dem gewünschten Idealbild entsprechen, welches uns ebenfalls durch Werbung und vor allem durch die sozialen Medien gespiegelt wird.
Objektive oder subjektive Kriterien
Es gibt Bereiche, in denen klare, messbare Kriterien darüber entscheiden, ob etwas besser oder schlechter ist. Doch auch hier spielen subjektive Bewertungen mit hinein.
Qualität
Ein langlebiges, funktionales Produkt mag besser sein. Wie bewerten wir jedoch ein Produkt mit hoher Funktionalität und kurzer Lebensdauer gegenüber einem Produkt mit langer Lebensdauer und weniger Funktionen? Ist ein kurzes, intensives Leben mehr wert als ein langes, unspektakuläres? Wer und warum bewertet oder entscheidet das?
Kosten-Nutzen-Verhältnis
Ein Produkt oder eine Entscheidung können langfristig Kosten sparen oder Vorteile bringen. Zum Beispiel kann die Entscheidung für ein neues energieeffizientes Auto besser sein, weil es auf lange Sicht günstiger und umweltfreundlicher ist. Andererseits kann ein preiswertes, gebrauchtes Fahrzeug mich ebenso ans Ziel bringen. Es existiert und Ressourcen wie Material sowie Arbeitskraft wurden verwendet. Was ist besser oder schlechter?
Gesundheit
Entscheidungen, die positive gesundheitliche Folgen haben, werden oft als besser bewertet. Eine Entscheidung, regelmäßig Sport zu treiben, wird gesundheitlich als besser eingeschätzt als ein inaktiver Lebensstil. Doch auch hier gilt: Die objektiv „bessere“ Wahl ist nicht für jeden die richtige. Jemand, der wenig Interesse an Sport hat, wird eine andere Bewertung vornehmen.
Was bedeutet „gut genug“?
Nicht immer ist es notwendig, die „beste“ Wahl zu treffen. Oft reicht es, eine Entscheidung zu treffen, die „gut genug“ ist und die eigenen Anforderungen erfüllt. Der Drang nach dem „Besten“ kann zu Stress und Unzufriedenheit führen, während eine „gut genug“-Einstellung mehr Gelassenheit ermöglicht. Diese Haltung kann besonders hilfreich sein in Bereichen wie:
Selbstakzeptanz
Sich selbst als „gut genug“ zu akzeptieren, statt immer nach dem „perfekten“ Selbstbild zu streben, wird einen positiven Einfluss auf die eigene Zufriedenheit haben. Ebenso können vermeintlich schlechte Entscheidungen der Vergangenheit anders bewertet werden. Wir treffen alle Entscheidungen aus unseren derzeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Ressourcen. Von daher kann es gar keine guten oder schlechten Entscheidungen geben, es sind einfach nur Entscheidungen.
Verbindungen
Wir sind soziale Wesen und benötigen den Austausch und das Miteinander. Verbindungen, die uns guttun oder besser sind, sind wichtig und wohltuend. Allerdings begegnen wir im Alltag auch Menschen, die uns nicht guttun. Diese Begegnungen oder Menschen sind per se nicht schlecht, sondern bieten vielleicht auch die Gelegenheit für uns zu lernen. Sich selbst gut genug sein kann auch bedeuten, diese Verbindungen zu lösen.
Zufriedenheit
Die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, schafft eine tiefe innere Zufriedenheit. Wir benötigen nicht immer das neueste, bessere Produkt. Wir brauchen nicht jeden Trend mitzumachen und nicht jedem hinterherzulaufen. Es muss auch nicht der beste Job sein. Sinnvoll kann eine solide und zuverlässige Wahl sein, die vor allem unseren eigenen Bedürfnissen entspricht und die uns mit Freude erfüllt.
Fazit: Gibt es ein besser oder schlechter?
Was „besser“ oder „schlechter“ ist, lässt sich selten eindeutig beantworten. Es hängt von vielen Faktoren ab – von persönlichen Prioritäten, gesellschaftlichen Einflüssen und objektiven Kriterien. Die wichtigste Frage ist doch, was du willst, was dir guttut, was dich bereichert, dich erfreut und mit Dankbarkeit erfüllt in deinem Leben. Vielleicht gibt es nur das Richtige für dich und für uns alle.
Herzliche Grüße, Birgit
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